Lehrer, lehren und lernen
Am Montag hatten wir hier im Café *WortSport*. Unter diesem Motto treffen sich jede Woche Leute, die Bock darauf haben die Bibel zu lesen und mehr zu verstehen. Für mich persönlich ist das immer eine ganz besondere Sache, die ich sehr genieße und auf die ich mich jedes Mal freue.
Wenn ich über diese Treffen nachdenke, kommen mir einige Gedanken zum Thema Lehrer sein und lehren. Ich sehe die Aufgabe eines Lehrers darin, einen Raum zu schaffen, in dem sich lernen ereignen kann. Das äußert sich für mich darin, dass ich bereits in der Vorbereitung drauf achte, dass ich gut über das Thema bescheid weiß, das behandelt werden soll, dass ich aber kein genaues Programm für den Abend vorbereite – auch keinen fest formulierten Lehrmonolog. Mir ist es wichtig, dass wir uns von einem biblischen Text her weiter vorarbeiten, dass wir aber das Thema, dass in diesem Text angesprochen ist auch wirklich vertiefen und die Bibelstellen nicht nur deswegen aneinandergereiht sind, um meine Thesen zu unterstützen…
Einsteigen möchte ich im Idealfall mit etwas, das schon ganz zu Beginn eine Verbindung zwischen dem Thema und dem Leben der Anwesenden herstellt. Danach betrachten wir den besagten Ausgangstext. Hierbei ist es mir wichtig, dass jeder dazu sagen kann, was ihm auffällt. Schon alleine dieses Vorgehen macht es unmöglich einem festgesetzten Ablauf zu folgen. Vielmehr werden wir dadurch auf verschiedene Dinge aufmerksam, die es sich zu vertiefen lohnt, um den Text besser zu verstehen und auf diesem Weg auch das Thema genauer zu betrachten.
Die Herausforderung für den Lehrer besteht meiner Ansicht nach darin, diesen Prozess in einer guten Art und Weise zu moderieren und sensibel dafür zu sein, wann es angemessen ist still zu sein und wann es wichtig ist, etwas zu sagen. Dies erfordert eine Menge Übung, denke ich. Eine weitere Sache, die ich als Killer für ein solches lehren und lernen betrachte sind absolute Äußerungen. Vielmehr besteht meine Aufgabe darin, Fragen zu stellen und somit dem Prozess neuen Schwung zu verleihen. Sicher werden manchmal auch Aussagesätze dabei sein – und das ist auch wichtig – diese erheben jedoch nie den Anspruch des Absoluten. Wenn sich in einem solchen Prozess Diskussionen ereignen, führt das meist zu einem tieferen Verständnis des Textes. Dies kann auch dazu führen, dass Aspekte, an die in der Vorbereitung nicht gedacht wurde zur Sprache kommen, was Flexibilität fordert, diesen Gedanken ebenso nach zu gehen…
Ich empfinde solche Lehr- und Lernräume als sehr positiv. Jeder fühlt sich ernst genommen und hat die Möglichkeit den Prozess mit zu gestalten. Dabei gewonnene Erkenntnisse verankern sich meiner Ansicht nach tiefer in das Bewusstsein des Menschen und führen eher dazu, dass man auch dementsprechend lebt. Dadurch, dass jeder auch etwas beiträgt, wird der Lernprozess vielfältiger und die Erkenntnis schärfer, da jeder einen Teil der Wahrheit erkennt und so mehrere Teile betrachtet werden können, als bei einem Monolog eines Einzelnen.
Das Ziel von Lehre und Lernen ist es meiner Ansicht nach nicht, mehr Wissen anzuhäufen, sondern das gelernte zu leben. Und so wird in einem solchen Prozess auch gleich über das Leben diskutiert.
Soweit ein paar Gedanken dazu. Was meint ihr?