Bildungsstandards Evangelische Religionslehre
Bei der Recherche bin ich heute über Bildungsstandards der evangelischen Religionslehre in Baden-Württemberg gestolpert. Meiner Ansicht nach werden in den Bildungsstandards sehr hohe Ziele formuliert, bei denen ich mich frage, ob sie im Bezug auf den Schulalltag realistisch sind. Wahrscheinlich liegt meine kritische Haltung jedoch daran, dass ich mein Abi bereits 1996 gemacht habe…
Zunächst wird allgemein gesagt:
Der evangelische Religionsunterricht begleitet Kinder und Jugendliche bei ihrer Suche nach Orientierung und Lebenssinn. Er stellt auf altersgemäße Weise den Zusammenhang von Glauben und Leben dar. Er ermöglicht, die Bedeutung des Evangeliums von Jesus Christus im Leben zu entdecken und im christlichen Glauben eine Hilfe zur Deutung und Gestaltung des Lebens zu finden. Er informiert nicht nur über den christlichen Glauben und seine Traditionen, sondern bringt die Heranwachsenden auch mit Glauben als Einstellung, Haltung und Lebenspraxis in Berührung.
Eine weiter Aussage möchte ich noch herausgreifen, da diese für die Praxis des Theologiestudiums von großer Bedeutung ist:
Er befähigt die Heranwachsenden zur Auslegung der Bibel und fördert altersgemäße Zugänge. Er setzt die biblisch-christliche Tradition dem kritischen Gespräch aus und hilft, religiöse Sprach- und Gestaltungsfähigkeit zu entwickeln. Er dient der individuellen, gemeinschaftlichen sowie gesellschaftlichen Orientierung und ermöglicht Schritte auf dem Weg zum persönlichen, verbindenden Glauben (Was glauben wir?).
Sehr interessant finde ich das, würden diese Bildungsstandards erfüllt hätten wir beim Theologiestudium vor allem die Aufgabe zu vertiefen und aufzufrischen – anstatt wie es mir scheint – überhaupt erst Grundlagen zu legen.
Das Dokument aus dem ich zitiert habe findest du hier
Theorie und Praxis, depone, Theorie und Praxis….
Es ist doch wie immer. Formulierte Standarts d.h. auch Leitbilder, Wertepapiere und so weiter gehen meist stark an dem Vorbei, was die Zielgruppe wirklich an Inhalt wahrnimmt. Ich finde das ist ein generelles Problem einer Gesellschaft, deren Prinzipien weit ab von der Bsis von Experten entwickelt werden.
Mir scheint es eher ein Problem zu sein, dass Diejenigen, die unterrichten, das groesstenteils (behaupte ich mal von meinen Erfahrungen ausgehend) nicht den Standards gemaess tun, weil sie nicht hinter dem stehen, was sie vertreten sollen.
Ich finde es hierbei gar nicht mal am Schlimmsten, dass (haeufig selbst-erklaerte) Nicht-Christen Religion unterrichten, ich mein, wir hatten auch einen Politiklehrer, dem man leicht anti-demokratische Tendenzen nachsagen konnte.
Worum es mir viel mehr geht, ist die Tatsache, dass kein Wissen vermittelt wird, auf dessen Basis dann eine Meinungsbildung moeglich ist.
Ich war im Ethik-Unterricht und letztlich hatten wir einen sehr aehnlichen Lehrplan wie die Religions-Leute.
Da unsere Lehrerin aber sehr gut war, hat sie Wissen vermittelt, beide Seiten/moeglichst viele Blickwinkel beleuchtet, uns gezwungen, Dinge in unterschiedlichem Licht zu sehen und dann unsere Meinung zu bilden.
Insbesondere im Nachhinein schaetz‘ ich das echt sehr – und frag‘ mich, ob Religionsunterricht nicht mehr Schaden anrichtet als seinen Zweck erfuellt.
Ich als angehender Religioslehrer finde den neuen Bildungsplan super und werde mich mit großer Freude darum bemühen meine Grundschüler entsprechend zu unterrichten.
Der neue Bildungsplan lässt mir (im Gegensatz zum alten)sehr viel Freiheit, wie ich die Standards verwirklichen kann.
Bei einigen Kollegen mache ich mir aber ein wenig Sorgen, wie sie diese Freiheit nutzen werden.
[…] Durch einen Kommentar von Philipp wurde ich darauf aufmerksam, dass mein Beitrag zu den Bildungsstandards ziemlich negativ verstanden werden kann. […]