Interview mit Stefan Kreißig | MoBar
Durch einen Eintrag zur Montagsbar im Mai kam ich in Kontakt mit Stefan Kreißig einem Initiator der MoBar und Schauspieler am Badischen Staatstheater. Dank Google und E-Mail begann ein Austausch, der zur Idee eines kleinen Interviews führte durch das wir einen Einblick in die Dinge bekommen können, die hinter der genialen Veranstaltung ›MoBar‹ [next: 12.06.06] stecken.
[?] Hallo Stefan, du bist Schauspieler am Badischen Staatstheater und Mitinitiator der MoBar. Kannst Du uns kurz sagen, wer die Köpfe sind, die hinter der MoBar stecken?
Außer mir ist noch Daniel Bolliner, Soloklarinettist im Orchester konzeptionell beteiligt. Außerdem kümmern sich Peter und Felix vom Carambo um die Gastronomie, Luja von der HfG macht das Licht, Aleks (Pendel, Carambo) legt auf. Dieses Team hat sich in der halbjährigen Vorbereitungszeit Stück für Stück zusammengefunden.
[?] Wie seid Ihr darauf gekommen die MoBar zu veranstalten und was ist Eure Idee dahinter?
Zuerst ging es einmal um eine Nutzung des Cafes der Insel, abseits vom üblichen Theaterbetrieb. Außerdem entstand die Idee während den Ausschreitungen in Frankreich, eine Plattform im Theater zu schaffen, in deren Rahmen relativ spontan und unkonventionell auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen reagiert werden kann, ohne gleich ein Diskussionsforum mit 5 Dramaturgen zu etablieren. Es sollte geredet werden können und gefeiert. Vorbild in unserern Wunschvorstellungen waren die illegalen Barprojekte in Zürich oder Berlin (wo ich herkomme). Damals hatten wir leider noch keine Vorstellung was für ein immenser Aufwand die Organisation von Veranstaltungen an einem Staatstheater bedeutet. (Spielplan, Hunderte von Abteilungen auf die Rücksicht genommen werden muß, deren Unterstützung man braucht…)
[?] Bevor in ein paar Tagen die zweite MoBar stattfinden wird, würde mich interessieren, wie Dir die erste MoBar gefallen hat?
Hat gut geklappt, konnte sie aber vor lauter Aufregung selbst nicht genießen. Die Menge der Leute hat uns eher überfordert aber natürlich auch glücklich gemacht. Das ganze war ursprünglich mal für einen intimeren Rahmen gedacht gewesen.
[?] Bist Du ein ›Bücherwurm‹ aus Leidenschaft oder kommt Dein Interesse Texte in Szene zu setzen vor allem aus deinem Schauspieler-Sein?
Mein Schauspielersein hat, glaube ich, mit meinem Bücherwurmsein und einer Faszination für Sprache zu tun. Trotzdem ist das Spielen von Stücken auf der Bühne immer noch etwas ganz anderes als das Vorlesen, denn da kommen Komponenten wie Raum und Körper hinzu.Grundsätzlich finde ich es faszinierend wie man mit dem einfachen Lesen einer Geschichte Menschen etwas geben kann.
[?] Welche Bedeutung haben für Dich die Themen, die Ihr für die MoBar wählt? Vielleicht sagst Du zuerst etwas zu ›private fears in public places‹ und dann zu ›gelobtes Land‹.
Das Thema ist wichtig, kann jedoch aus oben genannen Gründen nicht immer so spontan entschieden werden, wie wir uns das wünschen würden. „Private fears“ ergab sich aus einer Verschiebung vom 1. auf den 8. Mai. ursprünglich sollte aus dem Manifest von Marx und Engels gelesen werden. Dann kam die Terminumplanung und ein anderes historisch wichtiges Datum. Sich direkt mit dem Krieg auseinanderzusetzen, war uns für die Eröffnung zu hart, also haben wir nach Anknüpfungspunkten und Parallellen in der heutigen Zeit gesucht. Etwas über „Angst“ zu machen lag da ziemlich nahe.
„Gelobtes Land“ ergab sich, weil das booking für den zweiten Termin sehr schnell erfolgen mußte und wir hatten noch einen Klezmermusiker in der Hinterhand. Um beide Seiten zu beleuchten ergab sich dann die Idee arbische Märchen (im allerweitesten Sinne, das mit den „Märchen“ hat die Presseabteilung falsch aufgefasst…“) zu lesen. Dies ist vielleicht ein gutes Beispiel für die Grundidee der Bar, Unterhaltung und Nachdenken zu verbinden.
[?] Bist Du bereit ein paar Geheimnisse auszuplaudern? Wird es am 12.06. Orientalische Musik geben, die zum Thema passt? Und eine weitere Frage, die uns brennend interessiert: war es Euch möglich Wasserpfeifen zu organisieren?
Also es gibt wie gesagt Klezmermusik, die ja eigendlich eher dem europäisch jüdischen Kontext zuzuschreiben ist. Aleks wird sich Mühe geben nach arabischen Einflüssen im Funk und Jazz zu suchen (die existieren) und Wassepfeifen haben wir bisher 5 aufgetrieben. Wenn also jemand seine Shisha für den 12. leihweise zur Verfügung stellen will, möge er sich unter: paul.stein [at] gmx.de bei mir melden.
[?] Möchtest Du abschließend noch etwas in die weite Webwelt hinaus schreiben?
Leute geht mehr ins Theater, und äußert Eure Meinung, es lohnt sich! Zur Zeit sehenswert in KA sind: „Unten, Schrottengel (Insel), Richard 2, Prinzessinen Dramen“, und für Menschen mit Sitzfleisch, „Königsdramen“ (kleines Haus). Auch die nächsten Premieren: „Der gläserne Pantoffel (tolle Regisseurin)“ und „Sommernachtstraum (im Zelt im Park)“ werden spannend werden. Eine Menge, aber daran sieht man, wie hoch der Standart des unterschätzen Karlsruer Sprechtheaters im Moment ist.
Die nächste MoBar findet, wie bereits erwähnt am 12. Juni im Café der Insel statt. Mehr Infos dazu hier.
Das Interview entstand in einem E-Mailaustausch.
Vielen Dank, Stefan…