Teilzeit.

Ich hatte schon mal darüber geschrieben, dass ich ein großer Fan von »Teilzeit-Sachen« bin, vor allem wenn es um Gemeinde und damit verbundene Dinge geht. Neben diesen Gedanken zu Teilzeit hatte ich schon immer den Traum mit meiner Frau die Familiensachen cool zu teilen, so dass sie auch neben der Familie das machen kann, was sie gut kann und ihr Spass macht. Ohne Kinder ist das ja eine einfache Sache, beide gehen arbeiten [oder was auch immer] und den Haushalt teilt man sich – kommen dann jedoch Kinder, ist eine Menge Potential da in ungewollte Verhaltensmuster zu kommen.

Aus diesem Grund ist es für mich gerade wie wenn ein Traum etwas mehr Wirklichkeit wird, da Julia ab jetzt wieder zu 40% als Sozialpädagogin arbeitet. Sie hat eine Stelle bekommen bei der sie mit Schülern der Klassen 5 bis 7 eines Karlsruher Gymnasiums ein paar Stunden am Tag zusammen sein kann. So werde ich mein Engagement etwas reduzieren und einen guten Teil meiner Zeit Hausmann und Vater sein. Für uns ist das alles sehr spannend, gleichzeitig freuen wir uns aber super krass wie die Sachen laufen.

Auch zu diesem Post habe ich ein Zitat aus der ZEIT parat, die ich im Urlaub gelesen habe. Diesen kurzen Artikel von Gertrude Lübbe-Wolff fand ich sehr cool; auch wenn ich mir mit meinem Selbstbewusstsein nicht so sicher bin, freue ich mich über die neue Situation…

»In meiner Umgebung sehe ich heute mehr junge Väter, die es nicht für maskulin halten, sich dem Familienleben zu verweigern; die souverän genug sind, in ihrer Anwaltskanzlei auf die Viertagewoche zu gehen. Sie sind selbstbewusst genug, um zu glauben, dass sie ausreichend tüchtig sind, um an der Universität oder in ihrem Betrieb auch bestehen zu können, ohne sich völlig auszuliefern – und lebensklug genug, um zu wissen, dass menschliche Beziehungen am besten funktionieren, wenn alle Beteiligten dabei auf ihre Kosten kommen. Sie und ihre Familien wirken entspannt, und vielleicht hält diese Art von Unternehmen ja auch länger als die vielen Ehen, die in meiner Generation gescheitert sind, weil berufliche Ziele zu ängstlich verfolgt wurden und die Bereitschaft, Kompromisse zu machen, zu ungleich verteilt war.«

[Gertrude Lübbe-Wolff in DIE ZEIT Nr. 35, 24. August 2006, Seite 50.]

5 Reaktionen

  1. Gefällt mir auch sehr gut, das Zitat. Weil mich diese Frage derzeit häufiger beschäftigt.

    Und eine gute Lösung, auch im Hinblick auf die Familie, finde ich.

  2. meine mutter ist nach 25 jahren erziehungsurlaub vor 4 jahren wieder als lehrerin eingestiegen…das hat sie echt verändert und sie ist dadurch sehr viel selbstbewusster geworden. euch drei eine gute umgewöhnungszeit!

  3. den teilzeit-gedanken find ich durchaus interessant. habe die zeit sehr genossen, als unser jüngster das licht der welt erblickte und ich noch zwei semester studierte und „nebenbei“ jobte. nach dem studium hatte ich zuerst eine vollzeitstelle (bei euch in KA), die ich nach ca. einem jahr auf eine teilzeitstelle bewusst reduzierte, weil ich ein paar nette angebote für eine selbständige tätigkeit hatte. auch das war eine extrem coole zeit, weil ich genügend spielraum hatte, um meine zeit auch auf die family abzustimmen.

    nun haben meine frau und ich uns aber für eine „immobilie“ entschieden. und das bedeutet zwangsläufig verbindlichkeiten, die man einfach „tilgen“ muss. mit (nun) zwei kindern (unser jüngster ist übrigens noch „teilzeit-säugling“) und keinen großeltern in der nähe ist das so einfach nicht mehr möglich.

    bei uns gehen die pläne dahin, dass meine frau mit dem kindergartenbesuch unseres juniors auf teilzeit jobt.

    dann ist auch noch folgendes zu beachten: in sozialen berufen ist so ein teilzeit-ding vermutlich viel eher drin. in meinem aktuellen job sehe ich da kaum spielraum für, weil ich ständig mit projekten konfrontiert werde, die ich bis dann und dann fertig sein müssen. für die kapazitätsplanung meines chefs ist das kaum interessant.

    was ich damit sagen will: es hat nicht nur mit einer persönlichen einstellung zu tun, sondern auch ob solche jobs „am markt“ für „jedermann“ verfügbar sind.

  4. hi georgos,

    vielen dank für deinen kommentar.
    mir ist auf jeden fall klar, dass es in vielen fällen nicht möglich ist – meist wegen des „arbeitgebers“ nur teilzeit zu arbeiten. und wenn ich mir dann z.b. auch die situation von menschen anschaue die als arbeiter in einer fabrik arbeiten, dann wäre es schlicht und ergreifend so, auch wenn sie reduzieren könnten, dass sie von dem geld ihre familie nicht mehr „ernähren“ könnten.

    soll heißen: mir ist bewusst, dass dahinter eine komplexe gesellschaftliche komponente steckt, die nicht nur von einer eigenen einstellung abhängt.

    grüße

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