Entscheidungsfindung in der Theologie
In dem überaus inspirierenden Buch ›Glaubensspaltung ist Gottesverrat‹ von Klaus Berger bin ich in den letzten Tagen auf ein Modell gestossen, gemäß dem Berger Entscheidungsfindung versteht. Auch wenn ich dieses Modell noch nicht tiefer reflektiert habe möchte ich es mal hier zitieren – um, wie Storch so schön sagt, mich zu erinnern…
»Das erste, quasi natürliche Stuhlbein ist das Zeugnis der Schrift. Es reicht schon allein deshalb für keine Urteilsfindung aus, weil man sonst in der Tat anachronistisch und biblizistisch vorgehen müsste. Das zweite Stuhlbein ist daher der Sachverstand. Das bedeutet nicht Sachzwang. Das dritte Stuhlbein wäre die gesamte relevante Tradition der Kirche, also die Konzilien, die Bekenntnisschriften, die Kirchenväter und die Lehrer der Kirche. Das vierte Stuhlbein bezieht sich auf das »Ankommen« einer Entscheidung, auf ihre Plausibilität für die Adressaten und auf ihre möglichen Folgewirkungen, soweit sie absehbar sind.«
[Klaus Berger, Glaubensspaltung ist Gottesverrat, 108.]
Diese Sätze aus der Feder eines Mannes zu lesen der zu Beginn dieses Buches über seine Liebe zur Schrift [Bibel] schreibt und später einem Kapitel den Titel »Wir brauchen die Abkehr von der Illusion, die Schrift lege sich selber aus« gibt, ist für mich wieder einmal eine der Situationen in denen Gedanken Worte bekommen.
Hört sich ja doch sehr interessant an. Hatte das Buch mal im Laden in der Hand – schien mir dann aber etwas zu polemisch, irgendwie als persönlich verletzte Reaktion auf den ganzen ZEIT-Skandal damals.
Aber es ist wohl doch ziemlich gut?