Beyond Foundationalism

In diesem Eintrag stelle ich die groben Linien des Buches ›Beyond Foundationalism‹ von Stanley J. Grenz und John R. Franke dar. Meiner Ansicht nach handelt es sich dabei um einen sehr inspirierende Schritt zu einer Theolgie in unserer Zeit.

»Christian theology is an ongoing, second-order, contextual discipline that engages in critical and constructive reflection on the faith, life, and practices of the Christian community. Its task is the articulation of biblically normed, historically informed, and culturally relevant models of the Christian belief-mosaic for the purpose of assisting the community of Christ‘s followers in their vocation to live as the people of God in the particular social-historical context in which they are situated.«

[Stanley J. Grenz and John R. Franke, Beyond Foundationalism, 16.]

Auf dem Weg genauer darzustellen wie eine solche Theologie aussehen könnte schreiben die beiden Autoren zunächst über zwei Grundsätze: im ersten Grundsatz legen sie dar, dass Theologie eine kontextgebundene Disziplin ist. Sie ereignet sich lokal in einem bestimmten Umfeld welches wiederum Einfluss sowohl auf den Prozess als auch das Ergebnis hat. Theologie, so stellen sie weiter dar, muss als Prozess verstanden werden, da sie in einem kulturellen und geschichtlichen Kontext stattfindet muss sie, genauso wie ihr Umfeld in beständigem Wandel begriffen sein.

Als zweiten Grundsatz nehmen sie die dienende Funktion der Theologie an. Sie herrscht demnach nicht über den Glauben und die Schriften, sondern reagiert auf beide. Ihre Aufgabe ist es nicht Dogmen aufzustellen, die die eine Wahrheit zementieren, sondern sie dient den Gläubigen indem sie Licht auf die Geschichte wirft, die dem Glauben zu Grunde liegt und die durch die Gläubigen weiter geschrieben wird.

An diesen beiden Grundsätzen wird bereits ein dialogisches Verständnis von Theologie deutlich. Ihrer Ansicht nach ereignet sich Theologie in Gemeinschaft, was bedeutet, dass die gesamte Gemeinschaft an dem Geschehen der Theologie beteiligt ist. Dadurch wird der Weg den die Gemeinschaft [lokal aber auch global „ökumenisch“ verstanden] beschreitet erleuchtet. Insofern hilft die Theologie den Gläubigen in ihrer Nachfolge auf der einen Seite bestätigend auf der anderen Seite auch als Korrektiv.

Die Quellen der Theologie

Grenz und Franke stellen in dem vorliegenden Buch drei Quellen der Theologie dar: Schrift, Tradition und Kultur.

Die normative Autorität der Theologie ist ihrer Ansicht der Heilige Geist der durch die Schrift spricht. Ihrer Ansicht nach ist die Schrift daher so wichtig für die Theologie, da der Heilige Geist über die Jahrhunderte hinweg den Gläubigen durch sie Orientierung gibt.

Die zweite Quelle stellt die Tradition dar, die ihrer Meinung nach eine sehr wichtige Rolle spielt. Die Theologie kann sich nicht von der Tradition trennen ohne dabei schweren Schaden zu nehmen. Gläubige leben in einer langen Tradition von Menschen die nachfolgen und in diesem Wissen bietet ihnen die Tradition einen wichtigen Bezugspunkt für das Leben im hier und jetzt.

Da der Heilige Geist ihrer Ansicht nach immer innerhalb des Kontextes der jeweiligen Glaubensgemeinschaft verstanden wird, nehmen sie die Kultur als dritte Quelle der Theologie an. Diese muss daher in einem aktiven Austausch mit der Kultur stehen. Das Reden des Geistes durch die Schrift kann ihrer Meinung nach nur dann richtig verstanden werden, wenn Erkenntnisse aus allen Bereichen menschlichen Wissens einbezogen werden.

Die gemeinsamen Motive der Theologie

Im dritten Teil des Buches gehen die beiden Autoren auf die gemeinsamen Motive der Theologie ein: Dreieinigkeit, Gemeinschaft und Eschatologie.

Wie bereits weiter oben erwähnt gehen Stanley und Grenz davon aus, dass Theologie ein lokales Ereignis ist, das in einem spezifischen Umfeld stattfindet. Dennoch gibt es gewisse Gemeinsamkeiten der weltweiten ökumenischen Glaubengemeinschaft die dabei helfen ›christliche‹ Theologie zu treiben.

Bereits die Bezeichnung Theologie weist darauf hin, dass es sich dabei um die ›Lehre von Gott‹ handelt, daher ist ihr erstes Interesse daran gelegen der göttlichen Wirklichkeit näher zu kommen. Die göttliche Wirklichkeit wird gemäß ihrer Annahme am Besten in der Dreieinigkeit erfasst. Aus diesem Grund führt das erste gemeinsame Motiv zur Dreieinigkeit Gottes. Theologie wird auf eine Weise strukturiert werden, die die Dreieinigkeit Gottes wiedergibt.

Aus der Feststellung, dass Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist mit sich selbst in Beziehungen lebt, folgern sie die Bedeutung von Gemeinschaft für die Gläubigen. Die Theologie bekommt dabei einen gemeinschaftlichen Charakter. Sie findet im Rahmen einer Gemeinschaft statt. Dieser Bereich erscheint meiner Ansicht nach gerade aus der Entwicklung von Theologie in eine Elfenbeinturm-Disziplin besonderer Erwähnung wert!

Die Darstellung der gemeinsamen Motive von Theologie mündet in der eschatologischen Ausrichtung. Ihrer Meinung nach ist Theologie von ihrer Grundausrichtung her auf die Eschatologie bezogen. Dies bedeutet, dass Theologie in allen Fragen auf das Verständnis des der Schöpfung innewohnenden telos ausgerichtet ist. Dieser Aussage liegt die Annahme zu Grunde, dass Gott mit bei Schöpfung ein gewisses Ziel im Sinn hatte auf welches die gesamte Schöpfung ausgerichtet ist. Theologie hätte demnach das Ziel im hier und jetzt das christliche Glaubensmosaik entsprechend der kommenden Wirklichkeit Gottes zu beleuchten.

– – –

In diesem Eintrag konnte und wollte ich nur die groben Linien des Buches darstellen, meiner Ansicht nach liegt jedoch gerade auch im Detail der Ausarbeitung von Grenz und Franke ein wirklicher Schatz verborgen. Alle angeführten Thesen diskutieren sie anhand unterschiedlichster Ansätze aus der kompletten menschlichen Erkenntnis. Dank der Empfehlung durch DoSi gab dieses Buch einigen meiner Gedanken Worte und vertiefte meine Sicht in vielen Bereichen.


„Beyond Foundationalism: Shaping Theology in a Postmodern Context“ (Stanley J. Grenz, John R. Franke)

2 Reaktionen

  1. Nice! Theologie und Tradition… that’s an interesting topic to talk about and to dig deeper as I figured while reading your article. Die Theologie nimmt Schaden, wenn man sich von Traditionen trennt..-Hm. Aber oft doch auch Befreiung, oder? Inwiefern nimmt sie Schaden (die Theologie) und wer trägt den Schaden (welche Menschen oder gar Institutionen(?) z.B.) ?…
    Kommt die Theologie aus der Tradition oder die Tradition aus der Theologie? Ich denke, dass da eine Korrelation besteht. Bei letzterem kann der Schaden nicht so groß sein, denke ich. Weil wenn ich in meiner Gotteserkenntnis wachse, ändern sich damit auch Verhaltensweisen, die meine Theologie doch eher bestätigen…oder?

Reagiere darauf

*