kinderfreundlich?
Das Adjektiv »kinderfreundlich« geistert seit einiger Zeit durch die Medien. Es wurde auf Bundesebene gebraucht und auch in meiner Zeit in Stuttgart wollte ein Bürgermeister die Stadt zur kinderfreundlichsten Stadt machen. Geändert hat sich durch diese Aussagen recht wenig, vielleicht so wenig wie im Bezug auf all die Zusagen und Visionen für den wirtschaftlichen Aufschwung.
Auch wenn die Studie der UNICEF den Eindruck erwecken kann, dass es ihr vor allem um die Verantwortung der Gesellschaft in Form von Institutionen geht, ist das meiner Ansicht nach nicht der Schlüssel zu wirklichen Veränderungen. In den Tagesthemen wurde Heide Simonis interviewt. Zunächst machte sie eine Aussage in die Richtung der institutionellen Verantwortung für Kinder, als sie einen Bericht über ein ehrenamtliches Projekt in Hamburg kommentierte und dabei ›Gesellschaft‹ mit ›Institution‹ gleichsetzte. Meiner Ansicht nach ist jedoch gerade ein solches Projekt von Ehrenamtlichen ein Schritt in die richtige Richtung, da hier ja auch die Gesellschaft Verantwortung übernimmt – oder waren es nicht die Menschen die eine Gesellschaft ausmachen?
Ihre Aussage zu nicht gestressten Eltern im Bezug auf folgende These der Studie gefiel mir dagegen recht gut – auch wenn dieses Ergebnis in gewisser Weise ein ›Schock‹ ist:
»Mehr als die Hälfte der 15-jährigen Deutschen sagen, dass ihre Eltern kaum Zeit haben, sich mit ihnen zu unterhalten. In Ungarn und Italien machen nur etwa ein Viertel der Jugendlichen diese Erfahrung. Deutsche Eltern reden offenbar besonders selten mit ihren Kindern – Deutschland liegt in dieser Hinsicht auf dem letzten Platz.«
[UNICEF: Deutschland nur Mittelmaß | UNICEF-Bericht zur Situation von Kindern.]
Kinderfreundlich zu sein entscheidet sich meiner Ansicht nach nicht in erster Linie an institutionellen Reformen, auch wenn diese zu einer gewissen Entlastung und Verbesserung der Lage beitragen können. Wie ich schon einmal bemerkt habe, danke ich dass ein Umdenken in unseren Köpfen notwendig ist – hin zu unseren Kindern – vielleicht auch zu Menschen an sich. Und hier kommt auch jeder Einzelne von uns ins Spiel, wenn es der Fall ist, dass Eltern keine Zeit und Aufmerksamkeit für ihre Kinder haben, dann frage ich mich nach Wegen wie wir [die Eltern] das ändern können…
Daniel,
ich mache ähnliche Beobachtungen bei nahezu allen Diskussionen unserer Gesellschaft. Ob es Arbeit, Rechtsradikalismus oder „Killerspiele“ sind. Immer ist die Frage: welche Gesetze müssen wir machen, um dem entgegen zu wirken. Aber eigentlich ist ja auch offenistchtlich, dass es die Gesetze nicht sind. Auf der anderen Seite ist das nunmal das einzige, was der GESETZGEBER tatsächlich tun kann.
Ich denke, was wirklich wichtig wäre für die meisten Probleme, wäre eine gegenläuzfige Entwicklung von der Gesellschaft zur Gemeinschaft. Diese Mehrgenerationenhäuser sind da ein guter Weg. Man muss den Menschen erst wieder beibringen, sich lokal außerhalb von der Arbeit zu vernetzen.
PS: wenn man doch über Strukturen reden will, so muss man erwähnen, dass kinder- und frauenfreundliche Strukturen im Osten bei der Wiederbvereinigung verworfen wurden.
[…] Andere Meinungen: Hamburg geht es auch schlecht Deutschland ist spitze! sagt Perspektive 2010 Daniel Ehniss definiert Kinderfreundlichkeit […]
Ich finde das auch saukrass. Wenn man sich mal Supernanny oder so ankuckt (was ich eine ziemlich sinnvole Sache finde), dann geht echt die Post ab. Einmal war so ein kleiner Tyrann, der hat alle Geschenke kapput gemacht und die härtesten Sachen gesagt (Grundschulalter). Dann sollte die Mutter ein Spiel mit ihm spielen – das hat sie noch nie getan!!!! Dann sollte sie ihm sagen, dass er ihr wichtig ist. Da hat der angefangen zu weinen!!!!