Vier Bereiche der Zugehörigkeit
Habe hier mal die vier Bereiche der Zugehörigkeit nach Edward T. Hall, wie sie bei Joseph R. Myers vorkommen, übersetzt. Mach mir gerade mal wieder Gedanken zu Beziehungen und den unterschiedlichen Graden in denen wir Menschen zueinander stehen. Solche Bereiche legen eine gewisse Schablone auf alle Beziehungen, in die meiner Ansicht nach niemals alle passen können, dennoch helfen mir diese vier Bereiche in meinem Umgang mit Beziehungen – auch darin meine Vorstellungen, Maßstäbe und Ansprüche zu korrigieren…
Der öffentliche Bereich
Wenn sich Menschen aufgrund eines äußeren Einflusses verbinden ereignet sich Zugehörigkeit im öffentlichen Bereich. Fans erleben Gemeinschaft indem sie dasselbe Team anfeuern. Sie tragen das Trikot und besitzen andere Fanartikel; bezahlen für Pay-TV, bleiben extra länger wach oder stehen früher auf, nur um keines der Spiele ihrer Mannschaft zu verpassen. Diese Beziehungen sind in unserem Leben von großer Bedeutung.
Der soziale Bereich
Zugehörigkeit im sozialen Bereich ereignet sich dort wo wir Augenblicke dessen miteinander teilen was es bedeuten würde wenn wir im persönlichen Bereich zusammengehörten. Der sprichwörtliche ›erste Eindruck‹ steht für diese Art von Zusammengehörigkeit. Du gehörst auf diese Weise zu dem Bankangestellten deiner Wahl, dem Apotheker um die Ecke und zu einigen deiner Kollegen.
Begegnungen in diesem Bereich sind aus zwei Gründen wichtig. Erstens ermöglichen sie Beziehungen zwischen Nachbarn. Ein Nachbar ist jemand den du gut genug kennst um ihn um einen kleinen Gefallen zu bitten, oder ihm selbst einen Gefallen zu tun. Zweitens steht diese Art von Beziehung für einen Bereich in dem herausgefunden werden kann mit wem man gerne eine tiefere Beziehung aufbauen würde. Im sozialen Bereich ermöglichen wir es anderen herauszufinden ob wir auf derselben Welle liegen. Und auch wir bekommen hier genug Informationen, um zu entscheiden, ob wir mit der Person weiter in diesem Bereich verkehren wollen oder besser in einem anderen.
Der persönliche Bereich
In persönlichen Beziehungen teilen wir private [nicht „nackte“] Erlebnisse, Gefühle und Gedanken. Menschen mit denen wir auf diese Weise Beziehung leben nennen wir ›gute Freunde‹. Sie wissen mehr von uns als flüchtige Bekannte, jedoch nicht so viel, dass es ihnen unangenehm werden könnte.
Der intime Bereich
Im intimen Bereich teilen wir „nackte“ Erlebnisse, Gefühle und Gedanken. Wir haben nur sehr wenige Beziehungen die dieses Prädikat verdienen. Diese Menschen kennen die „nackte Wahrheit“ über uns, und dabei „schämen“ wir uns nicht voreinander.
[Übersetzung aus „The Search to Belong: Rethinking Intimacy, Community, and Small Groups“ (Joseph R. Myers).]
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Über Beziehungen habe ich kürzlich auch hier geschrieben.
Ich hab damals auch das Buch von Myers gelesen. Finde, die 4 Bereiche kann man so machen. Aber seine Rückschlüsse in Bezug auf Kirche (zumindest die, die in in Erinnerung hab)finde ich nicht immer einleuchtend. Also gut: das mit den „front porch“ ist ganz gut; aber seine Betonung des öffentlichen Bereiches hab ich nicht ganz verstanden. Meiner Erfahrung nach ist es überhaupt nicht so, dass wenn man Leute einfach mal machen lässt, dass dan tiefe Gemeinschaft herauskommt. Ich glaube auch, dass die meisten so eine Gemeinschaft suchen und in einem Raum, wo man die Menschen in Ruhe lässt, wird niemand den Anfang machen und eine solche Gemeinscahft nicht entstehen. Er hat recht, wenn er sagt, es nützt nicht einfach Leute in einen Hauskreis zu werfen und zu hoffen, dass was passiert; aber eine so negative Sicht von Hauskreisen wie er hab ich absolut nicht. Er hat wohl einfach schlechte Erfahrungen gemacht.
Mir gefällt auch seine Gemeinschaftsformel nicht (überhaupt gefallen mir Formeln nicht- außerdem wirft er sie einfach ohne Begründung und Grundlage in den Raum): ich denke die Bedürfnisse variieren sehr stark je nach Lebensphase und Charaktertypus. Wobei ein sehr guter Gedanke ist der mit dem: bringt den Leuten bei, ihre Beziehungen, die sie schon haben wertzuschätzen.
Ich hab das Buch hier auch schon aufm Regal liegen und bin gespannt drauf – vielen Dank für diesen Einstieg.
[…] Bin eben auf das Blog von Joe Myers gestossen. Er ist der Autor von The Search to Belong, das ich sehr mag und Organic Community, das ich wohl irgendwann bald lesen werden. Über die vier Bereiche der Zugehörigkeit aus seinem Buch habe ich hier mal geschrieben. […]
[…] Was ich nicht machen werde: 1) Die vier Bereich der Zugehörigkeit beschreiben, die für das Buch grundlegend sind. 2) Eine Debatte über die Bedeutung von Wohnzimmer und Veranda führen. 3) Und auf den Blog von Joe Myers hinweisen, auf dem sich zentrale Textstellen des Buches und einige hörenswerte Vorträge zum gleichen Thema finden (der Kerl ist nicht nur clever, sondern auch ein lustiger Vogel). Denn das hat ja alles schon Daniel wunderbar getan. […]
[…] ich wieder an die Unterscheidung zwischen öffentlichem, sozialem, privaten und intimen Raum von Joseph Myers denken: Heute ist Familie etwas privates, wahrscheinlich mit Kern- und Rumpffamilie sogar etwas […]
[…] wegen Hochverrats als Staatsfeinde hingerichtet wurden. Heute meiden viele Christen alles, was Joseph Myers zum öffentlichen Bereich zählt, und wegen manch missglückter Politisierung zur Rechten und Linken legt man in vielen Gemeinden […]
[…] wegen Hochverrats als Staatsfeinde hingerichtet wurden. Heute meiden viele Christen alles, was Joseph Myers zum öffentlichen Bereich zählt, und wegen manch missglückter Politisierung zur Rechten und Linken legt man in vielen Gemeinden […]
[…] die vier Bereiche der Zugehörigkeit schrieb ich hier bereits kurz. Für den Moment soll dieses Zitat genügen, eventuell gibt es dazu in Kürze etwas […]