Missio Dei – Geschichte
Um die Entstehung des Begriffs ›Missio Dei‹ darzustellen, muss ich einen kleinen Bogen schlagen, der sich über das vergangene Jahrhundert entfaltet. Den Begriff selbst habe ich kürzlich hier einleitend beschrieben.
Wie bereits im ersten Eintrag deutlich wurde drehen sich die Gedanken die mit dem Begriff ›Missio Dei‹ zusammengefasst werden um Mission. Und so ist dieser Begriff auch im Umfeld des Internationalen Missionsrates im Zusammenhang der Weltmissionskonferenz 1952 in Willingen entstanden.
Der Internationale Missionsrat entstand 1921 als Fortsetzung der Weltmissionskonferenz 1910 in Edinburgh. Der Internationale Missionsrat war von Anfang an durch die Motivation weltweit missionarisch zusammenzuarbeiten geprägt. Darin fanden sich zunächst vor allem Missionsbewegungen aus dem weiten protestantischen Feld, das sich im Gegensatz zur katholischen Missionsbewegung durch Unterschiedlichkeit auszeichnete. Von daher wurde zunächst auf gründliche Bestandsaufnahme und vorausschauende Planung Wert gelegt. Irgendwie bin ich jetzt gerade versucht eine Menge zu den Weltmissionskonferenzen zu schreiben, befürchte aber zugleich, dass dies den interessierten Leser langweilen könnte weswegen ich lediglich auf den Wikipedia-Artikel verweise.
Auf den ersten Weltmissionskonferenzen der Nachkriegszeit [Withby 1947, Willingen 1952, Ghana 1958] wurden vor allem drei Themenbereiche besprochen: »Das Entstehen der „jungen Kirchen“, das Verhältnis von Mission und Kirche und die Relation von Mission und Kircheneinheit.« Gensichen schreibt dazu folgendes:
»In allen drei Fällen wurde der überkommene Stil der Missionsarbeit nachdrücklich in Frage gestellt – einmal durch das (nur in Ausnahmefällen nationalistisch motivierte) Bestreben der „Missionskirchen“, fortan ohne Abhängigkeit von der westlichen Mission ihren Weg zu gehen, sodann durch die trotz Hemmungen auf beiden Seiten fortschreitende Annäherung von Kirche und Mission, und schließlich durch die Erfahrung, daß gerade in der Missionsarbeit die konfessionellen Grenzen vielfach transparent wurden. In der gleichen Richtung wirkte das immer mehr nach Klärung verlangende Nebeneinander missionarischer und ökumenischer Weltorganisation, die in ihrer Entstehung, Zielsetzung und personeller Besetzung oft sehr eng verbunden waren.«
[Hans-Werner Gensichen, Missionsgeschichte der neueren Zeit, 53.]
Mission, wie sie bis dahin verstanden wurde befand sich in großen Schwierigkeiten. China z.B. verwies alle Missionare des Landes, was gerade in Willingen dazu führte Mission neu zu denken. Karl Hartenstein, ein Theologe der die Theologie Barths für die Mission fruchtbar gemacht hatte, legte durch seine Doktorarbeit ›Die Mission als theologisches Problem‹ [1933] die Grundlage der Gedanken die hier zur Idee der ›Missio Dei‹ führten. Ihm war daran gelegen Mission als von Gott ausgehend zu verstehen. In der Folgezeit der Missionskonferenz in Willingen trug vor allem Georg F. Vicedom zur Vertiefung der ›Missio Dei‹-Gedanken bei. Er selbst lebte als Missionar in Neu Guinea bevor er auf Grund des Krieges ausreisen musste. Nach seiner Ausreise lies er sich in Neuendettelsau nieder und arbeitete dort sehr engagiert im Bereich der Missionstheologie.
Die engere Verbindung von Kirche und Mission durch die Gedanken der ›Missio Dei‹ führten meiner Ansicht nach auch mit dazu, dass sich 1961 der Ökumenische Rat der Kirchen und der Internationale Missionsrat zusammenschlossen. Zwar waren in beiden Räten schon seit Beginn weitgehend dieselben Leute, und es gab auch andere Faktoren für die Fusion, dennoch ist das Missionsverständnis gemäß ›Missio Dei‹ eine wichtige Weichenstellung im Hinblick auf die Vereinigung.
In einem nächsten Eintrag möchte ich mich mit den Herausforderungen beschäftigen, die mit der Verbreitung des ›Missio Dei‹ Gedankens einher gingen und wie ich denke, auch heute noch vorhanden sind.