kulturbedingt

Immer wieder wird Kritik an der emergingChurch-Bewegung und anderen Menschen laut, die sich auf die Suche nach einer Theologie machen, die ihnen in ihrer Zeit die Nachfolge ermöglicht. So las ich erst kürzlich, dass die emergingChurch-Bewegung die Wahrheitsfrage aufgegeben hätte. Sofern ich mein Umfeld und meine eigenen Bestrebungen richtig interpretiere, dann wird kaum eine Frage so heftig diskutiert und bedacht wie die Frage nach der Wahrheit – vielleicht, und das scheint mir der Stein des Anstosses zu sein – auf eine andere Weise, wie dies die Kritisierenden tun.

Bei N.T. Wright bin ich auf zwei Gedanken gestossen, die dieser im Zusammenhang mit der Aufklärung und dem Widerstand unter manchen Christen thematisierte. Zunächst ein Gedanke zu dem was die Kritiker zu verteidigen meinen:

»Christen gingen häufig davon aus, dass sie das Christentum verteidigten, indem sie den Angriffen der Aufklärung widerstanden; es besteht jedoch die Möglichkeit anzunehmen, dass das was die Vertreter der so genannten Orthodoxie verteidigten eine Weltsicht aus der Zeit vor der Aufklärung war, die nicht ›christlicher‹ war als jede andere.«

[freie Übersetzung aus N.T. Wright, The New Testament And The People Of God, 9.]

In diesem Zusammenhang scheint es mir wichtig zu sein, dass alle Seiten sich die Kulturbedingtheit ihrer Weltsicht bewusst machen. Geht eine Seite davon aus die richtige und einzig mögliche Interpretation zu haben, wird es immer zu Konflikten kommen. Und meiner Ansicht nach täuscht man sich damit über das tatsächlich Vorliegende hinweg und lebt in einer Fantasie. Diese Annahme führt dann meines Erachtens zu einer Haltung, die die Chance in einem kulturellen Umbruch erkennt und diesen [wie die englisch Sprechenden sagen würden] umarmt:

»Obwohl die Aufklärung unter anderem mit der Kritik des orthodoxen Christentums begann, bestand die Möglichkeit das Christentum zur tatsächlichen Geschichte zurück zu rufen und ihm dabei seine notwendigen Wurzeln bewusst zu machen, was auch auf vielerlei Weise geschah.«

[freie Übersetzung aus N.T. Wright, The New Testament And The People Of God, 10.]

Es liegt eine Chance darin den kulturellen Umbruch, neue Fragestellungen usw. anzunehmen, da dies einige der eigenen Betriebsblindheit aufdecken könnte und dadurch eine bessere Sicht auf das Betrachtete freigibt.

1 Reaktion

  1. Aber genau das ist ja das Problem: DAS anzuerkennen würde ja bedeuten, das man die Grundvoraussetzung der POMO akzeptiert. Und auch, wenn es vielleicht nicht sofort evident ist: Ich glaube, man fühlt, dass man sich mit diesem Schritt von all den Gewissheiten verabschiedet, auf denen der „gemeine Evangelikale“ seinen Glauben gebaut hat.

    Ich kann mir vorstellen, dass das für manche so schwer sein muss wie es das Vereinen des Heliozentrismus mit dem christlichen Weltbild im Mittelalter war.

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