Verbindlichkeit

Wie bereits früher deutlich wurde hatte ich einen Workshop für das Emergent Forum in Erlangen vorbereitet in dem es um Fragen zu Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit gehen sollte. Dank der engagierten WorkshopteilnehmerInnen hatten wir das Privileg den Workshop in dialogischem Austausch zu erleben. Ein Schaubild erschien mir in der Vorbereitung als sehr wichtig und so will ich dieses auch hier mit euch teilen. Es stammt von Christoph Stückelberger und findet sich auf Seite 34 des Buches ›Ethischer Welthandel‹.

Grade ethischer Verbindlichkeit

Das Schaubild spricht weitestgehend für sich selbst, dennoch möchte ich ein paar Worte dazu verlieren. Meiner Ansicht nach verdeutlicht es einen Zusammenhang der weit über die Thematik ethischer Verbindlichkeit hinausgeht, und weist dadurch auf einige Problemfaktoren hin denen wir in unserem alltäglichen Leben begegnen.

Wie die beiden Pfeile an den Seiten des Dreiecks zeigen nimmt bei zunehmender Konkretion die Verbindlichkeit ab. Um dies zu verdeutlichen soll etwas zu den Begriffen innerhalb des Dreiecks gesagt werden. Bei den Fundamentalprämissen (Axiomen) handelt es sich um Vorentscheidungen die sich rationaler Begründung entziehen. Stückelberg nennt dafür beispielhaft »Ich will leben«, »Ich werde geliebt«, »Ich vertraue Gott« – Fundamentalprämissen die unseren Handlungen zu Grunde liegen, meistens unbewusst. Die Grundwerte sind ebenfalls noch recht unkonkret und nach Stückelberg vom Kontext unabhängig und langfristig gültig. Als Beispiele hierfür nennt er »Gerechtigkeit« und »Freiheit«. Sie sind geprägt von den Fundamentalprämissen, jedoch auch ohne diese nachvollziehbar.

Im oberen Bereich des Dreiecks befinden sich sitiuationsabhängige und kontextbezogene Werte, sie werden Praxisnormen oder Maximen genannt. Wie bereits in dem Begriff Praxisnorm anklingt konkretisieren sie die Grundwerte in unterschiedlichen Kontexten auf unterschiedliche Weise, daher haben sie eine geringere Verbindlichkeit. An der Spitze stehen die Ermessensentscheide welchen die geringste Allgemeingültigkeit zukommt. Sie gründen sich zwar auf die in den unteren Bereichen genannten, haben jedoch keinen verändernden Einfluss auf jene.

Meiner Ansicht nach ist es wichtig Axiome und Grundwerte zu identifizieren, und gegebenenfalls über diese zu streiten, während Praxisnormen und Ermessensentscheide weiterhin nicht als allgemeingültige Normen gesetzt werden sollten. An dieser undifferenzierten Normsetzung kranken meiner Meinung nach eine ganze Reihe Kriterien mit denen das Leben anderer gemessen wird. Dies hängt natürlich eng mit ethischem Verhalten zusammen, in dieser Weise möchte ich auch den Artikel ›Gottes Idee leben‹ im ZeitGeistBuch verstanden wissen. Für mich spielt diese Differenzierung jedoch auch in den Bereich hinein über den es gerade auf DoSis-Blog unter dem Begriff ›dünnes Eis‹ eine Unterhaltung gibt. Auf der Suche nach Axiomen und Grundwerten hilft meiner Ansicht nach eine Hermeneutik wie ich sie von Peter in seinem Eintrag zum ›Bibel-Pingpong‹ angedeutet sehe.

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  1. […] – Erlangen-Berichte: Daniel Ehniss: • Erlangen #1 • Erlangen #2 – Das Forum beginnt • Emergent 2.0 • Verbindlichkeit […]

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