Jack oder John D. Caputo

Als ich die PodCasts der letzten Philosophical Conversation von Emergent USA angehört habe ist mir immer wieder aufgefallen, dass Caputo mit dem Vornamen Jack angeredet wurde und auf diese Weise auch über sich selbst sprach. Dies irritierte mich insofern ich dachte zu wissen, dass sein Vorname John ist. Letzte Woche las ich dann ein älteres Interview mit ihm indem er zu seinem Namen gefragt wurde, seine Antwort darauf erscheint mir interessant weshalb ich nun ein paar Zeilen darüber schreiben will.

In seiner Antwort spricht er zunächst darüber dass er mit seinem Namen „John“ vor allem die schwarz-weißen Nonnen seiner Grundschulzeit verbindet, die seiner Ansicht nach mehr aus einer Liebe zu Gott als aus Liebe zu den Schülern ihre Arbeit verrichteten. Da ihn diese Nonnen immer mit „John“ ansprachen verbindet er mit dem Klang seines Namens die Angst die er in Gegenwart der Nonnen empfand.

In seiner Familie sprach ihn niemand mit „John“ an, er wurde vielmehr „Jack“ genannt, was ja ein Spitzname von John ist. Aus diesem Grund ging er dann dazu über „John“ für alle offiziellen Anlässe zu gebrauchen während er im familiären Rahmen und in ihm nahe liegenden Bereichen „Jack“ für passender empfindet.

In seiner Tätigkeit als Autor nimmt er zu seinem Vornamen noch das D. hinzu um damit eine größtmögliche Mauer zwischen seiner heutigen Tätigkeit und der Furcht des kleinen Jungen zu errichten.

Darüber hinaus weist er auf die zentrale Stellung einer Annahme der Unmöglichkeit des einen passenden Namens in der Dekonstruktion hin. Wäre ein einziger passender Name möglich, würde die Frage nach seinem Namen ja nicht diskutiert werden.

Wie eng sich Jack mit Jacques Derrida verbunden fühlt wird an seinen weiteren Ausführungen zu Derridas Namen deutlich. Er führt an, dass der Geburtsname von Derrida Jackie war, den er in Anlehnung an einen amerikanischen Schauspieler von seinen Eltern bekam. Derrida hat seinerseits zu Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit seinen Vornamen durch den französisch klingenden Namen Jacques ersetzt, auch wenn John oder Jean die naheliegenderen Namen gewesen wären.

Diese Auseinandersetzung mit den Namen weist auf eine Verbindung hin, die Jack durch eine sanfte Dekonstruktion seiner Zitate von Derrida noch weiter verdeutlicht. Er schließt seine Antwort auf die Frage nach seinem Namen folgendermaßen ab:

»Da meine Arbeit auf intensive Weise von Dekonstruktion durchdrungen ist, habe ich in einem meiner Bücher folgendes geschrieben: ”Ich bin mir nicht sicher wo in diesem Spiel der ›Jacks‹ die Grenzen zu ziehen sind.“ Ich kann mich manchmal nicht daran erinnern ob er etwas gesagt hat oder ob es sich dabei um eine seiner Aussagen handelt wie ich sie ausgedrückt habe, oder ob es lediglich etwas ist das ich „selbst“ (wenn es ein selbst gibt) sagte. Wir könnten dieses gesamte Interview auf diese Frage verwenden, da auf die eine oder andere Weise alles in ihr liegt.«

In dem Interview von Emmet Cole das auf The Modern Word veröffentlich wurde finden sich noch eine Reihe weiterer interessanter Gedanken weshalb es meiner Ansicht nach eine anregende Lektüre darstellt: Emmet Cole interviews John D. Caputo.

5 Reaktionen

  1. Kürzlich bin ich durch ein Interview in der New York Times (The Stone) auf Caputo gekommen, und habe eine Notiz über diese Interview geschrieben: “Schwache Theologie”, Notiz zu einem Interview mit John D. Caputo in der New York Times am 9.3.2014.
    Er schrieb sich nun mit dem Namen Jack Caputo auf meinem Facebook Account ein. Nachgefragt, ob er John sei, schrieb er, dass es sein Zweitname sei, auch in Beziehung zu derrida, dem er sich nahe fühle.
    Bedauerlich, dass noch kein Buch von Caputo auf Deutsch verfasst ist.

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