Wider die Institutionalisierung
Seit ein paar Tagen ist die Zusammenfassung der Doktorarbeit von Josh Packard online. Josh hat seinen PhD in Soziologie gemacht und unter dem Titel ›Organizational Structure, Religious Belief and Resistance: The Emerging Church‹ eine empirische Untersuchung zur Organisationsstruktur von Gemeinschaften der Emerging Church Bewegung in Amerika gemacht.
Da auf der einen Seite viele ein gewisses Sicherheitsbedürfnis haben, dem mit Routinen und „Dingen auf die man sich verlassen kann“ begegnet werden kann, und auf der anderen Seite Organisationen, die an Alter und Größe zunehmen, dazu neigen, eben solche Routinen oder Traditionen auszubilden, erscheint mir die Dissertation von Josh sehr wichtig.
In seiner Zusammenfassung beschränkt er sich darauf, nach einer Einleitung zur ›Gefahr der Institutionalisierung‹, vier Knackpunkte darzustellen, die seinen Beobachtungen zufolge beachtenswert sind, wenn eine Gemeinschaft der Gefahr der Institutionalisierung widerstehen möchte.
Knackpunkt 1:
Die Mitglieder einer Organisation müssen der Institutionalisierung bewusst widerstehen, um dadurch dem Widerstand dazu zu verhelfen anhaltend und erfolgreich zu sein.
Knackpunkt 2:
Erfolgreicher Widerstand beinhaltet sowohl das Vermeiden von Routinen, als auch die Tatsache kein neues Modell zu schaffen.
Knackpunkt 3:
Der Einflussbereich von Professionellen (wie z.B. Pastoren), muss zugunsten eines erfolgreichen Widerstandes, begrenzt werden.
Knackpunkt 4:
Ein Knackpunkt von erfolgreichem Widerstand ist es, sowohl beständiges Hinterfragen anzuregen, als auch der Versuchung zu Widerstehen, eine spezifische Organisationsideologie zu formulieren.
Björn hat einen ausführlichen Artikel zur Zusammenfassung von Josh‘s Dissertation geschrieben. Die gesamte Zusammenfassung findet sich bei Josh, der auch ausdrücklich um Feedback und Kommentare bittet. In diesem Sinne empfehle ich die Zusammenfassung zur Lektüre und würde mich darüber freuen, wenn wir, die wir uns als Teil des emergenten Dialogs verstehen, darüber in einen Austausch kommen könnten welche Knackpunkte wir sehen um Institutionalisierung zu verhindern (sowohl solche, die im Entstehen ist, als auch bereits bestehende Institutionalisierung zu überwinden).
hey. warum kommentiert hier keiner?! – eine frage muss vorher auch noch gestellt werden: ob institutionalisierung nicht wünschenswert sein soll.
ich sehe in den protestantischen kirchen immer wieder die selbst-kritik, ja, eine vorauseilende selbst-kritik. von dort kommen immer wieder schwierigkeiten, identität zu finden oder eine gewisse ruhe – auch das sind nicht unwichtige elemente für ein gesundes menschsein.
Ich finde die Idee super: Wir institutionalisieren die Kritik an der Institution!
;-)
Ein gewisser Grad an Institutionalisierung ist unausweichlich. Vor allem, wenn wir als Christen Gesellschaft prägen wollen, geht es gar nicht ohne. Genauso wie der einzelne Mensch und jede Gruppe von Menschen Rhythmen und Riten braucht.
Zu meinen, wir kämen ohne aus, ist eine Form von Schwärmertum, wo man den reinen Geist bewahren will. Inkarnation (wollten wir das nicht mal?) führt doch gerade dazu, dass Institutionen entstehen. Und jetzt bitte nicht mit Organismus und Organisation anfangen… :-(
Die Frage wäre m.E. eher die, ob unsere Institutionen dem Reich Gottes dienen. Als Institutionen…
vielen dank für eure kommentare.
habe mich heute auch wieder mal gefragt – wie das mit routinen ist, die helfen – siehe z.b. ein älterer eintrag zu grußformen hier.
um über diese fragen nachzudenken, bzw. um bei dem nachdenken auch josh und seiner arbeit gerecht zu werden, ist es wohl unerlässlich auch zu fragen, was er unter institutionalisierung versteht? wo er die gefahr der institutionalisierung ausgemacht hat? und sich schließlich zu fragen wie die organisationstheorie aussieht, von der er auf seiner site mit den worten ›theory of organizational resistance‹ spricht.
vielleicht werde ich noch etwas zur einleitung der zusammenfassung schreiben und ihn auch mal fragen, ob er interesse an einem kleinen mail (oder sonstwie) interview zu den fragen nach institutionalisierung hat…
freue mich auf jeden fall, wenn wir der frage weiter nachegehen – und gerne auch mit der ausrichtung ob unsere institutionen (organisation) dem reich gottes dienen…
[…] meinem Eintrag ›Wider die Institutionalisierung‹ habe ich vier Knackpunkte zur Vermeidung von Institutionalisierung aus Josh Packards […]
Mein Interview mit Josh Packard zu seiner Dissertation und damit zu Institutionalisierung ist auf meinem globalen Blog erschienen: Interview with Josh Packard.
[…] I read through the summary I thought that we need to think about his findings here in Germany and posted some thoughts onto my blog. The reactions on my postings showed the need to dig deeper on that […]
[…] für jeden Interessant sein, der sich die beiden Einträge zu Institutionalisierung ›Wider die Institutionalisierung‹ und ›Institutionalisierung die Zweite‹ und die Zusammenfassung zur Dissertation durchgelesen […]