Menschsein in Gemeinschaft

In meinen Studien zu Möglichkeiten der Interaktion von Theologie und Soziologie, stosse ich immer wieder an Punkte die mir die kulturelle Bedingtheit allen theologischen Denkens bewusst machen.

Einer dieser Punkte ist die Konzentration der westlichen Christenheit auf das Individuum. Der Mensch wird zutiefst als Individuum wahrgenommen. Eine Möglichkeit die aus der Interaktion zwischen Theologie und Soziologie erwächst sehe ich darin, dass die Soziologie uns auf die Bedeutung der Gemeinschaft hinweist, den Menschen als Gemeinschaftswesen, Wesen in Interaktion mit anderen, begreift. Durch diese Sichtweise wird die Konzentration auf das Individuum in Frage gestellt. Eine weitere Sicht des Menschen wird möglich. Wenn sich diese weitere Sicht des Menschen schließlich mit Gedanken zur Dreieinigkeit paaren, eröffnet sich ein noch weiterer Horizont.

Die Annahme des Menschen als Gemeinschaftswesen ist dann nichts mehr, was die Soziologie an die Theologie herangetragen hat, sondern zutiefst verwurzelt im biblischen Zeugnis:

„In biblischer Perspektive ist der Mensch wesenhaft gesellschaftlich und ein Gemeinschaftswesen. Menschlich leben heißt immer mitleben; erst im Vollzug seiner Mit-Menschlichkeit kommt jeder dazu, wahrhaft Person zu werden.

Die Genesis (1,26-27) stellt die Menschheit als Bild und Gleichnis Gottes dar. Nun ist Gott für uns Gemeinschaft und Liebe in ewiger Perichorese. Somit wird der Mensch in dem Maße, wie er Gemeinschaft verwirklicht und Beziehungen der Hingabe und Annahme eingeht, zum Bild der Dreifaltigkeit.“

[Leonard Boff, Der dreieinige Gott, 254.]

Für mich ist dies ein gutes Beispiel der Möglichkeiten von Interaktion unterschiedlicher Blickwinkel. Durch die Betrachtung der Welt aus unterschiedlichen Perspektiven eröffnen sich Zusammenhänge, die durch die gewohnte Brille unsichtbar waren.

1 Reaktion

  1. […] gestern über Boll geschrieben, heute über Leonardo Boff. Bei Depone und vor allem in dem neuen Ikea-Buch von Toby Faix. Kommt desöfteren vor in Blogs neuerdings. […]

Reagiere darauf

*