Die Gemeinde und das Sexualleben

Sexualität ist Prima

Im Titel dieses Beitrags habe ich bewusst zwei heikle Themen miteinander verbunden. Es gibt immer wieder Auseinandersetzungen um die Fragen der Lebensgestaltung und der Berechtigung der Gemeinde, sich diesbezüglich zu äußern.

Mich würde genau zu dem Thema eure Meinung interessieren:

Hat Gemeinde/Kirche deiner Meinung nach eine Berechtigung etwas zum Sexualleben („der Mitglieder“?) zu sagen?

Ich würde mich sehr freuen, wenn die Eine oder der Andere sich dazu äußern würde. Vielleicht möchtest du einen Beitrag auf deinem Blog schreiben (dann bitte einen Trackback setzen), oder aber du möchtest dich hier in den Kommentaren äußern. Egal auf welchem Wege du dich äußerst, ich freue mich auf eine gute Unterhaltung.

13 Reaktionen

  1. Sehr lustig. Genau das „Problem“ habe ich gerade mit meiner Gemeinde. Da geht es allerdings weniger um das generelle Äüßern, was ich ok finde, sondern eher um die Konsequenzen und das dahinter stehen Bild von Gemeinde, mit dem ich meine Probleme habe. Vielleicht schreibe ich noch was auführlicher, irgendwann.

  2. Das ist definitiv eine der schwierigsten Fragen im Alltag vieler Gemeinden.
    Ich bin mir da absolut nicht sicher, tendiere aber zu der Option „sehr viel Geduld und noch mehr Liebe“.

  3. Die Frage wäre ja schon, wer „die Gemeinde“ ist und welches Statement als Aussage der Gemeinde gelten kann. In jeder Gemeinde gibt es einzelne, die gern etwas zum Sexualleben anderer sagen. Die meisten schweigen, um niemandem zu nahe zu treten, oder beschränke sich auf ganz allgemeine Aussagen.

    Aber wie bringt man ein offenes Gespräch innerhalb der Gemeinde in Gang über ein Thema, das bekanntermaßen verletzungsträchtig ist?

  4. Danke sehr für eure Kommentare!

    Ich denke auch darüber nach, zu gegebener Zeit, etwas mehr über meine Meinung zu dem Thema zu schreiben :]

    Mich interessiert auch sehr wie ein offenes Gespräch innerhalb einer Gemeinschaft zu diesem Thema möglich ist. In diesem Zusammenhang würde mich auch interessieren welche Erfahrung ihr mit „formulierten Statements“ zum Umgang mit Sexualität gemacht habt, wie ihr dies findet usw. – gerne auch per Mail.

  5. Hallo,

    ein paar Absprachen zum Thema Sexualität (Zweigeschlechtlichkeit) im weitesten Sinne, nämlich im Leben von Beziehungen und im Leben der Geschlechter miteinander gibt es. Die sind ein paar Jahrzehnte alt und in ihrer Zeit aus guten Gründen getroffen worden. Der traurige Rest, der davon übrig ist, sind Platitüden in der „Du darfst nicht“- Form. Diese werden interessanterweise vornehmlich von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Gemeinde verbreitet und gepflegt. Genau von den Leuten also, die die Frage am wenigsten klar haben und am dringendsten nach Antworten auf die Frage nach Beziehungen und Sexualtität fragen. Ein Grund für die Halbinformation ist möglicherweise der volle Gemeindekalender, der nicht viel Zeit zum Nachenken läßt…
    Mit den Leuten, die damals die Absprachen getroffen haben, kann man sehr offen und ehrlich über das Tema reden, wenn mans denn täte.
    Eine Möglichkeit zum Reden ist ein jährlich, bald halbjährlich stattfindendes Wochenendseminar, in dem über Beziehung und Sexualität gesprochen wird – von Leuten aus der Gemeindeleitung und Ehepaaren, für Jugendliche und junge Erwachsene. Es wird der Standpunkt der Gemeinde vermittelt, und man kann echte Menschen Auge in Auge ausquetschen.

    Auf deine Frage zu formulierten Statements hin heißt das: Solche Statements haben ein Verfallsdatum und müssen erneuert werden, mit dem Leben der hier und jetzt anwesenden Leute gefüllt werden.
    Die Chance eines Statements ist ein Anhaltspunkt, wenn man sich wirklich nicht sicher ist, oder eben ein Gegenpol, an dem man sich reiben kann, um dann selbst die Bibel in die Hand zu nehmen und ehrlich nachzuforschen.
    Das Risiko an einem Statement ist, daß im Trouble der Gemeindeaktivität nur die „Du darfst nicht“-Hälfte ankommt und nicht die lebensbejahenden Beweggründe für das Statement.
    Ein „Statement“, eine Position ist erstrebenswert, die für alle von Gott her verständlich ist und auf die man sich deshalb einigen kann. Dann ist es auch mit Leben gefüllt.
    Der Bedarf nach Orientierung, wie Beziehung und Sexualität von Gott her gedacht ist und funktioniert, und nach authentischen Vorbildern, ist auf jeden Fall da …
    Wenn wir denn nach Gott suchen und uns auf Jesus zubewegen, könnte es uns ganz automatisch passieren, daß unsere Überzeugungen zu dem Thema mehr und mehr in Einklang kommen, sag ich mal in meiner bodenlosen Naivität.

    Gruß Bernhard

  6. wo du diese begriffskombi aufbringst, fällt mir zum ersten mal auf, wie schön es ist, nicht in einer gemeinde zu leben und involviert zu sein, wie ich es in meinen ersten zwei lebensjahrzehnten war.

  7. Ich habe das Glück, in einer landeskirchlichen Gemeinde zu leben und zu arbeiten, wo dieses Thema mit einiger Gelassenheit betrachtet wird. Bei unseren vielen Mitgliedern kommt alles mögliche vor – und wir können es eigentlich kaum beeinflussen. Und die Welt dreht sich trotzdem weiter.
    Dadurch rückt das Thema dorthin, wo es hingehört: aus dem Fokus der Aufmerksamkeit. Und dadurch entsteht weniger Schaden als durch übereifrige Gewissensfummelei (die mir als Pastor von eher freikirchlich geprägten Gemeindegliedern ab und zu mal empfohlen wird).
    Gelegentlich (aber eher selten) erwähne ich in der Predigt, dass nur diejenigen sich über das Liebesleben anderer Gedanken machen (oder gar sich einmischen) sollten, die selbst eine glückliche Sexualität leben.
    Also: den Ball flach halten.

  8. In einer der zwei Gemeinden, in denen ich lebe, gibt es ein Statement zum Thema. Es ist ein klares Statement zur Wahrung der Intimsphäre.

    Auszüge: „Erinnere dich daran, dass wir die Intimität schützen wollen“ … „Wenn es dich persönlich trifft, dann such dir einen Menschen deines Vertrauens und sprich mit ihm“ … „wenn es dich nicht persönlich betrifft, dann neige ich dazu, dir zu sagen: Mit Verlaub, halt die Klappe!“ … „Wir können von Jesus lernen, der die Intimität wieder herstellt. Und der dabei nicht versäumt, danach zu fragen, ob die Art wie du liebst oder dich leiben lässt, Unterdrückung produziert oder Angst oder Frust. Oder ob die Art wie du liebst oder wie du dich lieben lässt, dem Leben dient und die Freiheit würdigt.“

    Das ist jetzt sehr kurz und aus dem Zusammenhang, aber es ist ein Statement.

  9. Sehr gute Frage.
    Ich bin kein Freund von Formeln.
    Sobald man soetwas kommuniziert wie „Kein Sex vor der Ehe“ ergeben sich Folgeprobleme. Vor allem eine gewiße „Kasuistik“, die immer mehr nach den Grenzen und dem Einzelfall fragt. Guckt mal auf Jesus.de in den Jugendbereich der Foren; Threads alá „was ist mit Oralsex?“ zeigen, dass Formeln nicht funktionieren.
    Was Gemeinde machen muss ist, die Frage ernsthaft aufzuwerfen und sie durch die Gemeinschaft diskutieren lassen.
    Wir leben in einer Situation, in der Sex auf Mechanik reduziert wird und entweder von jedem Sinn und jeder Schönheit beraubt wird oder geradezu mit Erlösungshoffnung überfrachtet wird.
    Vielleicht bringt ja Stanley Grenzens/Rob Bells weitergefasste Definition von Sexualität uns weiter. Für sie beginnt Sexualität mit dem Gefühl der Unzufriedenheit in sich selbst, die zur Sehnscuht nach Beziehungen, zu Bindungen und zu Körperlichkeit führt.
    Vielleicht sollten wir nicht über die Grenzen des Erlaubten diskutieren, sondern über den Kern dessen, was Sex ist.

  10. Da gibt es noch ne Frage:

    Hat Gemeinde/Kirche deiner Meinung nach eine Berechtigung, zu irgend etwas im Leben ihrer Mitglieder zu sagen?

    Denn wenn nicht, warum sollte es gerade bei der Sexualität anders sein?

    Und wenn doch, warum sollte es gerade bei der Sexualität anders sein?

  11. sehr gute gedanken und weitere fragen hier! danke sehr. denke schon eine weile an einem weiteren blogeintrag herum, in dem ich meine persönlichen gedanken zu dem thema schreiben möchte, mal sehen wann ich dazu komme ihn so zu formulieren, dass ich ihn hier veröffentlichen will :]

  12. […] einiger Zeit hatte ich einen Eintrag veröffentlicht, in dem ich die Frage gestellt hatte, ob die Gemeinde eine Berechtigung habe […]

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