Batseba
Was passiert eigentlich wenn man eine altbekannten Geschichte aus dekonstruktivistischer Sicht liest? Diese Frage stellte ich mir gestern während der Vorbereitungen für den heutigen Gottesdienst. Im Predigttext des heutigen Sonntages wird eine Begebenheit erzählt in der der Prophet Natan bei König David auftaucht und ihn bezüglich seiner Beziehung zu Batseba und seines Umgangs mit Batsebas Ehemann Urija zur Rede stellt (2. Samuel 12,1-15). Ich weiß dass es eine ganze Reihe von Aspekten gibt die für diese Geschichte enorm wichtig sind, ich möchte mich hier auf einen beschränken.
Batseba.
Sie ist die Frau eine Mannes mit Namen Urija, der in den Krieg ziehen musste und deshalb seine geliebte Frau alleine in er Stadt zurücklässt. Zu einer bestimmten Zeit im Monat begibt sie sich in ihren Garten zum Brunnen um die rituelle monatliche Waschung zu vollziehen. Während sie sich wäscht wird sie von einer Dachterasse des Königspalastes beobachtet.
König David, der entgegen der Tradition nicht mit seinem Heer in den Kampf gezogen ist, steht dort oben und betrachtet sie, eine schöne Frau, aus der Ferne. In ihm wächst das Verlangen diese Frau zu treffen und mit ihr zu schlafen und schickt Boten zu ihr.
Es klopft an ihrer Tür, die Boten des Königs bitten sie darum den König zu besuchen und ermutigen sie dazu sich besonders hübsch zu machen. Der König möchte mit ihr schlafen. Der König. Welche Wahl hatte sie? Keine! Der mächtigste Mann des Landes sehnt sich danach mit ihr Sex zu haben, und er bekommt ihn.
Einige Zeit später stellt sie fest, dass dieses Treffen mit dem König weitere Folgen haben wird, in ihr wächst ein neuer Mensch heran. Davon berichtet sie dem König, der seinerseits einen Boten zu seinem Heerführer schickt von ihm einen Lagebericht zu erbitten, der ausdrücklich von Urija überbracht werden soll. Urija hat keine Wahl und muss den Anordnungen des Machthabers Folge leisten und reist zum König. Dort angekommen gibt er seinen Bericht weiter und wird dann vom König nach Hause geschickt um die Nacht mit seiner Frau zu verbringen.
Der Plan Davids die Affäre mit Batseba zu vertuschen geht gründlich schief. Urija kann sich beim besten Willen nicht vorstellen während seine Kameraden in Zelten schlafen zu Hause mit seiner Frau die Nacht zu verbringen und schläft bei den Wächtern am Stadttor. Durch diesen Akt der Loyalität seiner Kameraden gegenüber zieht er das Todesurteil des Königs auf sich. Er wird der Bote des Befehls seiner eigenen „Hinrichtung“. David weist Joab an Urija direkt an die Front zu stellen und macht ihn somit zum „Kanonenfutter“.
Batseba, die sehnsüchtig auf ihren Mann wartet bekommt in ihrer verzweifelten Lage keinen Brief ihres Mannes auf den sie so lange gewartet hat zugestellt, sondern eine Mitteilung seines Todes überbracht. Sie, die eben noch glücklich verheiratet war, erwartet ein Kind vom König und verliert in dieser ausweglosen Situation ihren Mann. Wie fühlt sie sich, als der König erneut zu ihr kommt und sie zu sich in den Palast holt?
Einige Wochen vergehen und sie bringt einen Sohn zur Welt. Ein gesundes Kind. Welch Freude. Doch ihre Freude dauert nicht lange. Das Kind wird krank, sehr krank. Es leidet, wird schwächer und schwächer, bis es letztlich stirbt.
Wie fühlt sie sich?
Was geht in ihr vor?
David besucht sie. Er kümmert sich um sie und bringt ihr Trost.
Und wieder schläft er mit ihr.
Sie wird schwanger.
Ein Sohn kommt zur Welt: Salomo.
Sie wird die Mutter des Thronfolgers. Ihr Leben an der Seite Davids ist hart. Sie erleben eine Vergewaltigung in der Familie, müssen die Nachricht verkraften dass der eine Sohn den anderen umgebracht hat, sie müssen fliehen weil einer der Söhne die Macht an sich reissen möchte und verarbeiten zusammen den Schmerz über dessen Tod. Und selbst die Inthronisation ihres Sohnes ist begleitet von widerlichen Rivalitäten.