Dialog, ein echtes Gespräch

Miteinander zu reden und dabei eine gesunde Gesprächskultur zu leben sind meiner Ansicht nach sehr wichtig. Aus diesem Grund bin ich auch ein großer Freund des Dialogs. In dem Vortrag vom letzten Sonntag habe ich daher auch über den Dialog – oder wie Martin Buber den Abschnitt auf den ich mich bezog überschrieb: das echte Gespräch – gesprochen.

Für mich passen die Annahmen des Dialogs auf jedes Gespräch, also jede Interaktion mit Menschen in meinem Umfeld. Ganz besonders gut ist es darüber hinaus auch noch, wenn ich sie mir im Miteinander mit Menschen vergegenwärtige, sie andere Ansichten und Überzeugung haben. Da dem Dialog eine wertschätzende und wohlwollende Haltung zu Grunde liegt ist diese Art zu Kommunizieren meiner Ansicht nach am Besten für diejenigen geeignet, die sich als Nachfolger Gottes verstehen und sich nach einem Leben in Harmonie sehnen. Um diesem Thema auch hier mal wieder etwas mehr Raum zu geben zitiere ich nun einfach mal aus meinem Manuskript des letzten Sonntags:

Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber, einer der Väter dessen was wir heute als Dialog verstehen, hat in seinem Buch „Elemente des Zwischenmenschlichen“ in einem Kapitel dargelegt was seiner Meinung nach ein echtes Gespräch ausmacht:

// hinwenden
Sich dem Gesprächspartner hinwenden. Gegenwärtig sein und ihn als Person annehmen, ich bestätige das was es zu bestätigen gilt und billige damit nicht unbedingt seine Position in Fülle, aber ich sage deutlich JA zu ihm als Person. Ich rede zu ihr, ihm oder ihnen – halte keinen neutralen Monolog…

// teilnehmen
Ich nehme am Gespräch teil und bringe mich ein. Ich muss nicht immer alles sagen, was ich zu einem Thema zu sagen habe – ich rede „rückhaltlos“, halte also nicht künstlich wichtiges zurück, rede jedoch auch nicht einfach drauf los. Ich achte die Einheit der beiden Aspekte des dialogischen Redens – Natur und Werk.

// den Schein überwinden
Um es mit verdrehten Worten der Werbung zu sagen: Image is nothing! Es geht beim Reden nicht um mein Image, meine Wirkung als Sprecher, eine Konzentration auf diesen Schein zerstört den Dialog. Ich verfehle das Gespräch, wenn ich mich statt auf das zu Sagende auf das zur Sprache Kommende ICH konzentriere, dadurch wird das Gesagte fehlerhaft und fehlgeleitet. Der Gesprächsfluss, die Hinwendung zueinander und das Annehmen des anderen wird torpediert.

Wenn wir den Schein überwinden kommen wir zusammen und dadurch wird das Unerschlossene erschlossen, in der Begegnung der Personen wird mehr enthüllt als je gesagt werden kann, es entsteht Fruchtbarkeit.

Nicht immer müssen alle reden, aber derjenige, der etwas zu einer gegebenen Situation zu sagen hat, sollte sich einen Ruck geben und dies auch äußern.

Ein echtes Gespräch ereignet sich auch nur dann, wenn ich mein Gegenüber als Partner im Gespräch betrachte, wenn ich annehme „sie oder er habe zu diesem Thema nichts zu sagen“, torpediere ich das Gespräch und verhindere, dass ein echtes Gespräch entsteht.

Im Dialog vollzieht sich darüber hinaus ein weiterer wichtiger Schritt – wir werden uns dessen bewusst, dass wir Lernende sind. Wir haben zwar einen Standpunkt, betrachten diesen jedoch nicht als absolut. Wir treten aus der Position des Wissenden in die Haltung des Lernenden. Wir begegnen uns als Lernende und lernen voneinander.

Der Abschnitt von Martin Buber, auf den ich mich hier beziehe findet sich in „Das dialogische Prinzip: Ich und Du / Zwiesprache / Die Frage an den Einzelnen / Elemente des Zwischenmenschlichen / Zur Geschichte des dialogischen Prinzips“ (Martin Buber)

Daggi hat vor einiger Zeit einen Artikel für das verwaiste ›Emergente Gedankengut‹ geschrieben der den Titel »Der Dialog als Kommunikationsmöglichkeit« trägt, den ich hiermit zur erneuten Lektüre empfehlen möchte.

1 Reaktion

  1. […] las ich einen Blogeintrag von 2008, und den Teil über der Linie fand ich so gut, dass ich ihn hier nochmals […]

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