Die Chancen der frühen Jahre
Gestern wurde die erste internationale UNICEF-Vergleichsstudie zur Betreuung und Förderung von Kindern in Kindergärten und Kindertageseinrichtungen veröffentlicht.
In dieser Studie wurde die Situation von Kindern in Kindergärten und Kindertageseinrichtungen in den OECD-Länder anhand von 10 Kriterien verglichen. Die Kriterien sollen aus Sicht der Kinder gestaltet worden sein und hören sich folgendermaßen an:
- Ein Jahr Elternzeit bei mindestens 50 Prozent des Einkommens
- Nationaler Aktionsplan mit Prioritäten zugunsten benachteiligter Kinder
- Staatlich geförderter und regulierter Kindergartenbesuch für 25 Prozent der Kinder unter drei Jahren
- 80 Prozent der Kinder ab vier Jahren haben Zugang zu anerkannten und öffentlich geförderten Kindergärten
- 80 Prozent der Mitarbeiter in Kindergärten haben spezifische Ausbildung / Standards für Ausbildung und Bezahlung sollen angehoben werden.
- 50 Prozent der Mitarbeiter in den Kindergärten haben eine abgeschlossene Berufsausbildung für diesen Bereich (3 Jahre)
- Mindestpersonalschlüssel 1: 15
- 1,0 Prozent des Bruttonationaleinkommens für Kindergärten
- Kinderarmutsrate unter 10 Prozent
- Alle Kinder mit medizinischen Grunddiensten erreicht
Ob die Kriterien aus Sicht der Kinder schlüssig sind, wage ich zu bezweifeln, wobei man sich davon ausgehen kann, dass das Axiom Bildung = gute Einrichtung bzw. gutes Verhalten der MitarbeiterInnen angelegt wird. So kommt mir in dieser Studie der Umgang der MitarbeiterInnen mit den Kindern zu etwas zu kurz. Darüber hinaus vermisse ich eine Reflexion der angewandten Pädagogik und die (auch damit zusammenhängenden) räumlichen Gegebenheiten der Einrichtungen.
Eine solche Studie birgt meiner Ansicht nach des Weiteren die Gefahr als Instrument des Drucks durch Regierung und andere Vorgesetzte verwendet zu werden – vgl. den Einfluss der Pisa-Studien auf den Alltag der LehrerInnen.
Wieder einmal führt eine solche Studie dazu, dass Deutschland im unteren Mittelfeld landet – 4 oder 5 von 10 Mindestkriterien werden erreicht – was von der Interpretation der Bedeutung des (neu eingeführten) Elterngeldes abhängt. Schweden führt die Liste an und Irland bildet das Schlusslicht (Übersicht / PDF)
Ich sehe allerdings eine Chance in einer solchen Studie und bin daher auch dankbar darüber. Sie gibt uns einen Anstoss darüber nachzudenken wie der Alltag unserer Kinder in den Einrichtungen aussieht in die sie jeden Tag gehen. Sie ermutigt uns darüber nachzudenken wie wir unsere Kinder zu Hause behandeln und wie wir sie in Einrichtungen behandelt wissen wollen. Die Frage der Chancengleichheit die in der Studie angesprochen wird ist mir ebenfalls ein Anliegen – und hier sehe ich in der Tat zusammen mit dem Erlernen sozialer Kompetenzen allgemein die wichtigsten Bereiche von Einrichtungen für Kinder.
Das Nachdenken über diese Studie hat mir wieder einmal vor Augen geführt wie glücklich und zufrieden ich mit dem Kindergarten bin in den der Boi geht. Mir gefällt dort der Umgang der Erzieherinnen mit den Kindern sehr gut. Ich schätze es sehr wie dort auf die Kinder eingegangen wird, wie sie gefördert werden, wie mit Konflikten umgegangen wird und allgemein die liebevolle und wertschätzende Atmosphäre innerhalb der Gruppe. Die Erzieherinnen schaffen diesen Raum in dem sich die Kinder wohl fühlen und ich bin ihnen dafür sehr dankbar.
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Die Presseerklärung mit weiterführenden Links zu vertiefenden Materialien findest du hier.
Eine Übersicht der erfüllten Kriterien und der sich daraus ergebenden Rangliste der verglichenen Länder findest du hier als PDF.
Und was lernen wir nun aus der Studie? – Ist doch klar: Vorm Familie gründen unbedingt nach Schweden auswandern, oder wenigstens nach Norwegen, Island, Dänemark oder auch Finnland. ;)
Grüße aus Heilbronn,
Götz
als ich das mit schweden auf dem ersten platz gehört und gelesen hatte musste ich auch an dich denken. grüße zurück.