Drei Sphären

Im Moment lese ich wieder einmal das fabelhafte Buch »Ich und Du« von Martin Buber und möchte an dieser Stelle mit einem Verweis auf die drei Sphären des Beziehungsgeschehens daraus das Blogjahr beginnen:

„Drei sind die Sphären, in denen sich die Welt der Beziehung baut.

Die erste: das Leben mit der Natur, darin die Beziehung an der Schwelle der Sprache haftet.

Die zweite: das Leben mit den Menschen, darin sie sprachgestaltig wird.

Die dritte: das Leben mit den geistigen Wesenheiten, darin sie sprachlos, aber sprachzeugend ist.

In jeder Sphäre, in jedem Beziehungsakt, durch jedes uns gegenwärtig Werdende blicken wir an den Saum des ewigen Du hin, aus jedem vernehmen wir ein Wehen von ihm, in jedem Du reden wir das ewige an, in jeder Sphäre nach ihrer Weise. Alle Sphären sind in ihm beschlossen, es in keiner. Durch alle strahlt die eine Gegenwart.“

Martin Buber, Ich und Du in Das dialogische Prinzip, 103.

Ich fand diese Erwähnung der drei Sphären wieder einmal sehr interessant, vor Allem auch da ich ja viel von einem Leben in Harmonie mit Schöpfung, Menschheit und Gott rede und in den Sphären Bubers einiges an Übereinstimmung zu dem wahrnehme was ich unter dem eben erwähnten verstehe.

8 Reaktionen

  1. Ja, das macht Sinn. Danke für Deine Ausführung, Daniel.

    Mich interessiert hier, was Buber mit den geistigen Wesenheiten meint bzw. welche assoziativen Formen es für ihn damit gibt.

    Leider kenne ich Buber zu wenig, um das beurteilen zu können – aber geistige Wesenheiten klingt ja schon nach einer spirituellen Richtung.

  2. Ich verstehe Buber so als weise er mit der Sphäre der geistigen Wesenheiten auf „das ewige Du“ hin. Für mich handelt es sich dabei um einen expliziten Hinweis auf „die Transzendenz“ der jedoch für Buber vor allem im gelebten Alltag „begegnet wird“.

  3. Franz Rosenzweig baut sein Buch „Der Stern der Erlösung“ ähnlich auf: Ihm geht es um Die Welt, den Menschen und um Gott. Wenn ich Buber richtig verstehe, meint erletztlich dasselbe. Ich ziehe seinem Denken das Rosenzweigs noch vor, da mir, besonders im „Stern der Erlösung“ – der neben „Sein und Zeit“ von Heidegger das wohl schwierigste Buch der zwanziger Jahre und daneben leider untergegangen ist – mehr Trennschärfe vorliegt und er eben solche Unschärfen klarer umschifft und sich traut, ontologisch zu werden, wo Buber meist die Ethik – oft mit gutem Grund – nicht verlassen will.

  4. Vielen Dank für deinen Hinweis auf Rosenzweig – „Der Stern der Erlösung“ wurde mir, wenn ich mich recht erinnere, in diesem Zusammenhang schon einmal empfohlen – vielleicht sollte ich das Buch mal lesen, wobei wenn es neben „Sein und Zeit“ eines der schwierigsten Bücher ist…

  5. Es ist auch eines der lohnenswertesten Bücher: Schon auf den ersten drei, vier Seiten watscht er gleichzeitig alle Theologie ab und begründet sie völlig neu, indem er so toll feststellt, dass wir von Gott nichts wissen, also nichts sagen können, also nichts glauben und nichts tun können, dass dieses Nichtwissen aber wiederum ein „Nichtwissen von Gott“ sei, den er folglich als „Nichtnichts“ fasst – womit er die Grundfrage aller Metaphysik „Warum ist da nicht nichts?“ in sich zu ihrer eigenen Antwort umstülpt, ohne sie abzuschließen, Gott lässt er also als Frage offen. Und Gott als Frage zu definieren ist die Öffnung zu aller Theologie, die nicht schon in sich den Gestus des Erkennens Gottes, also der Gnosis tragen will. – Hach! So toll, so toll! :)

  6. im wissen darum, dass es eines der bedeutenden bücher werden wird die ich 2009 lese habe ich es nun auf meinen wunschzettel geschrieben. wenn ich es dann lese und verstehe freue ich mich schon auf den austausch…

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