Ein paar Gedanken zu Kirche 21
Am letzten Wochenende hatte ich die Möglichkeit mit dem Zug nach Berlin zu fahren und dort sowohl die Stadt etwas zu erkunden als auch am Kirche-21-Event teilzunehmen. Während ich mich nun wieder auf dem Heimweg befinde, möchte ich ein paar Gedanken darüber aufschreiben – zunächst nur zu Kirche 21:
Rahmenbedingungen
Kirche 21 ist eine Initiative des „Gemeindejugendwerkes“ der Baptisten. Einige Freunde haben sich hier zusammengeschlossen um gemeinsam Fragen nach Kirche, Theologie und Glaube im 21. Jahrhundert nachzugehen. Das Kirche-21-Event fand dieses Jahr zum zweiten Mal statt. Wie bereits beim ersten Mal stellte auch jetzt wieder die EFG Schöneberg ihre Räumlichkeiten zur Verfügung. Das Haus dieser Gemeinde ist groß und sehr gut ausgestattet und bietet damit eine ganze Reihe von Möglichkeiten. In der Turn- und Mehrzweckhalle fanden die Treffen statt bei denen alle zusammen gekommen waren. In der Mitte gab es eine kleine Bühne von wo aus jeweils gesprochen wurde. Die Stühle waren in kleinen Grüppchen um die Bühne in der Mitte gruppiert so dass auch in diesen kleinen Gruppen ein Austausch stattfinden konnte. In der zweiten Hälfte der Halle war ein Labyrinth aufgebaut das zur Meditation einlud. Eine Etage tiefer waren in mehreren Räumen so genannte Denk- und Erlebnisräume eingerichtet. In diesen konnte man unterschiedlichen Fragen nachgehen und auch die Workshops am Samstag Nachmittag fanden hier statt. Auf dieser Etage findet sich auch etwas das ich hier mal Mensa nennen möchte, was man dort machte ist nicht sehr schwer zu erraten, nicht wahr? Eine Lounge mit leckerem nachhaltigen Angebot lud die ganzen Tage über zu Gesprächen oder einfach auf eine Tasse Kaffee oder ein Fläschchen Bier ein. An diesem Wochenende wurde das Haus von ca. 160 Personen bevölkert, die sich in einer angenehmen Atmosphäre manche Fragen stellten und den einen oder anderen Traum formulierten. In einer vielfältigen Reihe von Workshops wurden sowohl grundlegende Fragen thematisiert als auch ganz praktische Inspirationen für den Gemeindealltag oder das eigene Leben miteinander geteilt. Kester Brewin aus London nahm uns mit in seine Gedanken hinein und erzählte darüber hinaus einiges über die Alt.Worship-Gruppe Vaux. Nach dieser kurzen Erwähnung der Rahmenbedingungen möchte ich einige meiner Erfahrungen ausführen…
Begegnung
Eine sehr besonderer Aspekt solcher Veranstaltungen ist es für mich immer, dass sie Gelegenheiten bieten Menschen zu treffen die man entweder sehr selten sieht, oder solchen das erste mal vor Ort zu begegnen die man bereits zu seinen engen Freunden zählt da man sich bereits seit Jahren auf Blogs unterhält oder aber über Twitter an ihrem Alltag Anteil nimmt. Solche Begegnungen gab es an diesem Wochenende einige und ich habe es sehr genossen mit der Einen oder dem Anderen manches Gespräch zu führen, Kaffee zu trinken oder gemeinsam durch die Stadt zu gehen und deren Lebenswelt hautnah zu erfahren.
Abendmahl
Eine sehr gute und tiefe Erfahrung stellte für mich das in den kleinen Sitzgrüppchen gefeierte Abendmahl am Freitagabend dar. An diesem Abend saß ich mit drei Freunden zusammen, die ich wie bereits aus dem vorhergehenden Abschnitt abgeleitet werden konnte, entweder noch nie lokal getroffen oder seit ca. 2 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Wir sprachen gemeinsam eine Liturgie und brachen einander das Brot und reichten uns den Wein. Meiner Ansicht nach handelte es sich dabei um einen sehr gelungen Einstieg in die Veranstaltung der uns sowohl unsere Verbindung zueinander als auch die Verbindung zum dreieinigen Gott erleben lies.
Einen Autor reden hören
Die Vorträge von Kester Brewin haben mir sehr gut gefallen. Inhaltlich war mir das meiste bereits aus seinem Buch »The Complex Christ« / »Der Jesus Faktor« bekannt. Dennoch hat es mich neu inspiriert wie Kester seine Gedanken vorgetragen hat. Die Möglichkeit Rückfragen zu stellen hat mir darüber hinaus einige sehr interessante EInblicke beschert. So wurde natürlich auf seine Darstellung der 6 Glaubensstufen nach Fowler eingegangen. Auch wenn ich es mir schon gedacht hatte, freute es mich dennoch, dass Kester meinte, dass diese Stufen natürlich sehr vereinfachend sind, seiner Ansicht nach jedoch dennoch einige interessante Prozesse und Entwicklungen nachvollziehbar machen. Auf die Rückfrage zu seinen Aussagen zur Entwicklung Gottes von einem unreifen zu einem reifen Gott hin, die zu erwarten gewesen war, antwortete er in einer Weisheit die mich eben an Peter Rollins erinnerte: „I never question God, I can only question my assumptions of God.“ Da wir keine absoluten Aussagen über Gott machen können, ist es möglich sowohl anzunehmen, dass Gott sich nicht verändert oder eben, dass er sich ständig ändert. In die selbe Richtung geht auch der andere Gedanke den er angeführt hat, dass es nämlich mit den Menschen zu tun hatte die über Gott schrieben, wie sie ihn darstellten. Oder aber dass es noch mit der Art zusammenhängen könne wie Gott sich offenbare. Seiner Ansicht nach könne man jedoch einen eindeutigen Unterschied feststellen wie Gott zu Beginn der Bibel dargestellt wird und wie sich die im Umfeld des NT änderte, er wählt um diesen Unterschied darzustellen eben das BIld der Entwicklung Gottes, von der weiß dass sie nur eine denkbare Möglichkeit ist. Vielleicht werde ich den einen oder anderen Gedanken aus seinen Referaten an anderer Stelle nochmals aufgreifen, aber versprechen tu ich das nicht…
Mein Beitrag
Etwas dazu zu sagen was man selbst an einer solchen Veranstaltung eingebracht hat ist immer etwas heikel, zumindest für mich. Dennoch möchte ich sagen, dass ich den Workshop zu Nachhaltigkeit sehr genossen habe und mich die Gespräche zu diesem Thema enorm bereichern. Bei diesem Workshop ist mir auch aufgefallen, dass es immer besser ist das Thema so eindeutig wie möglich ins Programm zu schreiben um Verwechslungen zu verhindern und Personen davor zu bewahren im falschen Workshop gelandet zu sein. Ich hoffe diejenigen denen es so ging haben noch einen für sie passenden Workshop gefunden. Die Möglichkeit den Workshop dann zu verlassen wenn man selbst das Gefühl hat dass er einem nichts mehr bringt oder dass man sich eben in einem Workshop befindet von dem man etwas anderes erwartet hatte, wünsche ich mir immer mehr bei solchen Veranstaltungen – ich finde das ist etwas das wir sehr gut von OpenSpace lernen können.
Nach der an die Workshops anschließenden Kaffeepause hatte ich die Möglichkeit mit auf einem Podium zu Innovation neben Personen von „Kirche positHIV“, Anorak 21 und Kester Brewin zu sitzen. Hier hatten wir die Möglichkeit über das zu sprechen was uns in unserem Alltag und konkret vor Ort begeistert und was wir da tun.
Nach einem intensiven Tag und einigen sehr inspirierend vorgetragenen Träumen durfte ich alle Anwesenden in einem Körpergebet anleiten. Ich mag diese Art zu beten vor allem in Gruppen, weshalb ich gerne zugesagt hatte und es auch sehr genossen habe auf diese Weise gemeinsam zu beten. Dieses Mal war besonders, dass Daniel Hufeisen ein paar Platten dabei hatte und das gemeinsame Gebet durch angenehme Musik und einem schönen „Gott ist gegenwärtig“-Remix unterstützte. Und falls dies jemand liest der am Samstag Abend dabei war, möchte ich mich auch ausdrücklich für deine und eure Bereitschaft bedanken euch darauf einzulassen. Danke.
Vernetzung
Auch wenn ich den Großteil der Personen nicht kenne mit denen ich an diesem Wochenende auf dieser Veranstaltung war, gehe ich bestätigt durch verlässliche Quellen, davon aus, dass die Mehrzahl der Anwesenden aus dem Baptistenumfeld kamen. Mich freut es sehr, auch in diesem Umfeld Menschen zu treffen die sich diese Fragen stellen und wünsche mir dennoch, dass wir es weiterhin schaffen den „emergenten Dialog“ wie ich das immer nenne noch mehr zu vernetzen und immer mehr zu einem ökumenischen Gespräch über mögliche Kontextualisierungen von Kirche, Theologie und Nachfolge zu kommen.
Einen Einblick über das was vom Kirche-21-Event getwittert wurde gibt es unter dieser Twitter-Suche: kirche21
Vielen Dank für den Bericht. Das freut mich, dass ihr so eine gute Zeit miteinander hattet.
Ich finde es interessiert, wie sich so Foren und Konferenzen in den letzten Jahren entwickeln und ich habe immer mehr den Eindruck, dass die inhaltliche Message der Referate einen immer weniger wichtigen Teil dessen ausmacht. Das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass man die Bücher schon gelesen hat (wie hier in deinem Fall) und auch besonders, dass man viele Gedanken über Blogs etc. schon kennt und diese sich viel schneller verbreiten als noch vor Jahren. Da war es so, dass man auf Willow-Konferenzen hin und weg war von Sachen, die man so vorher noch nie gehört hatte (ich zumindest). Ich habe auch bei Michael Frost mal reingehört und finde das gut, was er macht, aber darüber schreiben wir selbst ja auch schon seit einigen Jahren …
Was dagegen auch deinem Bericht zufolge immer wichtiger wird ist der Gedanken des Vernetzens (nicht nur im Sinne von Informationsaustausch, sondern von freundschaftlichen Verbindungen und gemeinsamer Glaubenspraxis) und im Hinblick auf die Referenten der Dialog. Toll, dass das EmergentForum da auch Trends setzt in Sachen Experimentierfreudigkeit in den Formen. Jetzt müsste ich nur noch irgendwann auch mal hinfahren können :-(
[…] und zum zweiten waren die Begegnungen meines virtuellen Sozial-Netzwerkes einfach wunderschön! Daniel hat es ja auch schon beschrieben: Eine sehr besonderer Aspekt solcher Veranstaltungen ist es für […]
Ich sehe das sehr ähnlich wie du, auch wenn ich denke, dass die inhaltlichen Aspekte weiterhin für einige interessant sein werden. Vielleicht aber tendenziell nicht so sehr im Referats- als viel mehr im Dialogstil. Eine Veranstaltung kann ja auch anregend sein um sich mit einer bestimmten Fragestellung (o.ä.) gemeinsam etwas tiefer auseinander zu setzen.
[…] Überarbeiten! Kirche21 in Berlin – Part 1 von 2 Hier der 1. Teil einer Mitschrift von der Tagung Kirche21 (Kirche im 21. Jahrhundert) in Berlin. Kirche 21 ist eine Initiative des „Gemeindejugendwerkes“ der Baptisten. Einige Freunde haben sich hier zusammengeschlossen um gemeinsam Fragen nach Kirche, Theologie und Glaube im 21. Jahrhundert nachzugehen. Ein weiterer Artikel zu dem Treffen findet ihr bei Depone. […]
[…] und Glaube im 21. Jahrhundert nachzugehen. Ein weiterer Artikel zu dem Treffen findet ihr bei Depone. Sorry, ich nachhinein erkenne ich, dass manche Inhalte schwer nachvollziehbar geschrieben sind. So […]
[…] und zum zweiten waren die Begegnungen meines virtuellen Sozial-Netzwerkes einfach wunderschön! Daniel hat es ja auch schon […]