Relationalität von Kindern lernen
Durch das aufmerksame Beobachten von Kindern lässt sich sehr viel darüber lernen, was Kultur ist. Als Beispiel sei hier die Erkenntnis angeführt, dass Sprache nur eine Übereinkunft bestimmter Symbole ist. In Anlehnung an den letzten Eintrag möchte ich heute aus dieser Sicht etwas zum Werden des Ich am Du schreiben.
Menschen kommen als biologische Mängelwesen zur Welt. Sie sind mit zu wenigen Instinkten ausgestattet um sich alleine auf dieser Welt zurecht zu finden. So lernen sie zuerst durch Beobachtung und später durch Nachahmung ihrer Bezugspersonen wie in ihrem Umfeld gelebt wird. Ab einem bestimmten Alter folgen sie der Bezugsperson an jeden Ort und ahmen die Handlung dieser genau nach. Diese wohlbekannten Beispiele deuten bisher noch hauptsächlich auf das Handeln des Menschen hin.
Deutlicher wird das Werden des Ich am Du jedoch bezüglich der Emotionen. Interessante Studien der Forschergruppe um Peter Fonagy beschreiben die Entwicklung des Selbst als Interaktionsgeschichte. Durch die Spiegelung der eigenen emotionalen Regungen des Säuglings durch die Bezugsperson lernt dieser Stück für Stück seine eigenen Emotionen wahr zu nehmen. Die Wiederholung der emotionalen Regungen unterscheiden sich meist im Stil von den eigenen emotionalen Regungen. Dadurch entdeckt der Säugling die eigenen Regungen an der Bezugsperson. Diese Spiegelungen stellt der Säugling in diesen Interaktionen in Beziehung zu sich selbst, da er die Spiegelung von den Regungen der Bezugspersonen unterscheiden lernt. In diesen Interaktionen lernt er seine eigenen emotionalen Regungen wahr zu nehmen und diese mit bestimmten Kennzeichen zu versehen. Auf diese Weise erkennt sich der Säugling von den anderen her. Beobachtungen dieser Art lassen sich noch auf weitere Interaktionsbereiche zwischen Bezugspersonen und Säuglingen übertragen, beispielsweise auf die Reaktion des Säuglings auf die vertraute Bezugsperson im Vergleich zu anderen Personen aus seinem Umfeld oder Unbekannten.
Hey Daniel,
dann kennst du sicher auch Joachim Bauer, der auf neurologischer Basis die Spiegelneuronen erforscht. Auf http://www.psychophysik.com/html/re-08333-rezi03-spiegelneurone.html steht darüber:
„In Kürze lässt sich das Phänomen der Spiegelneuronen folgendermaßen beschreiben: Die Beobachtung einer Handlung bei einem anderen Menschen führt zu einer neurologischen Simulation dieser Handlung beim Beobachter. Unser Gehirn spiegelt die beobachtete Handlung. […]“
Ein Interview mit ihm findet man noch hier: http://www.psychophysik.com/h-blog/?p=7797
Gruß,
Tilman