ich verurteile niemanden
Eine Aussage von Jesus, die wir zu gerne vergessen. Im Evangelium nach Johannes wird im achten Kapitel erzählt, dass einige Gesetzeslehrer Jesus eine Falle stellen wollen, sie konfrontieren ihn mit einer Frau, die sie beim Ehebruch erwischt haben – wie auch immer sie das angestellt haben. Sie wollen wissen wie er reagiert, wird er dem Gesetz gemäß handeln? Wenn er etwas mit Gott zu tun hat, dann wüsste er genau, was hier zu tun ist. Steine und eine Menschenmenge haben sie schon mal organisiert.
Jesus sagt nichts, er bückt sich und schreibt etwas auf den Boden. Sie nerven ihn weiter, worauf Jesus aufsteht und sagt: »Ok, ich weiß worauf ihr raus wollt. Derjenige von euch, der noch nie eine Sünde begangen hat, der soll anfangen und den ersten Stein auf die Frau werfen.« Dann bückt er sich wieder und schreibt auf den Boden. Daraufhin ziehen sich nach und nach alle zurück. Jesus bleibt allein mit der Frau zurück. Er wendet sich ihr zu und fragt sie, ob denn keiner mehr da sei, der sie verurteilen möchte. Alle hatten sich zurück gezogen. »Ich verurteile dich auch nicht, du bist frei, sündige nicht mehr.«
Auf diesen Abschnitt folgt die Aussage, die ich im Titel zitiere, und die sich im Wochenspruch für diese Woche Monatsspruch für August* findet:
»Ihr urteilt und verurteilt nach euren Maßstäben,
ich verurteile niemanden.«
»Sollte ich jedoch einmal ein Urteil fällen, dann wäre es ein wahres Urteil«, fährt er fort. »Ich leite es nicht aus der Begrenztheit meiner Erfahrungen ab, sondern aus der allwissenden Liebe und Größe dessen, der mich gesandt hat.«
Es ist genau dieses liebende Licht, eine offene liebevolle Hinwendung Gottes zu den Menschen, von denen Jesus hier spricht. Kein beissend helles Neonlicht, in dem die Fratzen unserer Abgründe noch viel schrecklicher aussehen. Ein warmes liebevolles Licht, das deutlich macht, dass wir geliebt sind, auch und gerade wegen dem wer wir sind und was wir tun. Diese liebevolle offene Hinwendung zu unseren Mitmenschen ist es, zu der wir von Gott eingeladen sind.
Unsere Urteile, das bestehen auf harten Fakten und klaren Richtlinien, erscheint in diesem Zusammenhang nicht als die richtige Auslegung der Schrift. Sie zerstören Beziehungen. Sie grenzen aus. Sie machen das Leben schwer. Ich wünsche mir ein Christentum, dass ohne Hintergedanken liebt und auf diese Weise hoffnungsvoll und wertschätzend ist.
* vielen Dank für den Hinweis auf diesen Fehler an meinen Dad!
Passt gut auf die Aussage von Anne Rice vor ein paar Tagen in den Medien, den Frust kann ich gut nachvollziehen!