Es hat geklingelt
Telefonieren wird des Öfteren als Bild für Gebet verwendet. In den Meisten Fällen, wird der Mensch als Subjekt des Gebets, also derjenige der bei Gott anruft, betrachtet.
Ein namhafter Philosoph und ein berühmter Theologe sprachen über das Gebet. Der erste verglich den Beter mit jemand, der am Telefon redet, aber gar nicht weiß, ob am anderen Ende einer hört.
Der andere antwortete: „Herr Kollege, Sie irren! Wir reden mit Gott, weil es bei uns geklingelt hat“.
Der Heilige Geist ist es, der etwas in uns klingeln lässt: Er weckt in uns das Bedürfnis zu beten, er hilft uns Worte zu finden, mit denen wir Gott unser Herz ausschütten können und er schenkt uns die Gewissheit, dass all das keine leere Pflichtübung ist.
Quelle: Peter Aschoff, Kaum zu fassen, Seite 131.
Erfrischend, wenn das Bild einfach umgedreht wird. Vielleicht ist es ja Gott, der uns anruft…
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Ich hatte letzte Woche die Möglichkeit eine Fahne des Buches »Kaum zu fassen: Eine kleine Reise durch die große Welt des Glaubens« von Peter Aschoff zu lesen. Das Buch wird im September erscheinen, und weil sich darin sehr viele gute Gedanken finden, werde ich in den nächsten Tagen sicher nochmals daraus zitieren …
Würde man dann nicht das Klingeln irgendwie mitbekommen?
Gute Frage Jeena.
Kommt sicher auf den eigenen Deutungsrahmen an. Das Klingeln ließe sich in der Natur finden, denke ich, oder auch in dem Vertrauen einfach so Gedanken oder Worte mit Gott auszutauschen, eine Art Vertrauen vielleicht, das sich in einem „sich-wahrgenommen-wissen“ äußern kann.
Hm nja, die Wahrscheinlichkeit dass wir irgendetwas ohne irgendwelchen Zusammenhang dazu als dieses Klingeln missinterpretieren scheint aber wirklich astronomisch hoch zu sein. Ein Klingeln das man nicht als solches erkennt scheint mir ziemlich unnütz zu sein.
Genau das meinte ich mit dem Deutungsrahmen. Ich kann mir vorstellen, und genau hier finde ich das obige Bild erfrischend, dass es einen Gott gibt, der mit uns Kontakt aufnehmen möchte. Er findet den Austausch mit Menschen gut. Auf der einen Seite wäre da, wie Peter schreibt, der „Heilige Geist“, der uns dieses Vertrauen des „wahrgenommen-werdens“ gibt – vielleicht auch nur eine Ahnung davon – das uns dazu bringt Gedanken oder Worte an diesen Gott zu richten. Auf der anderen Seite kann uns jedoch auch die Natur, oder irgendwelche sonstigen alltäglichen Erlebnisse an diesen Gott erinnern, und wir wenden uns ihm zu. Das obige Bild würde hierzu eben betonen, dass dieser Gott sich auf uns zu bewegt, uns einlädt, es klingeln lässt, und dass es nicht an unserer Leistung liegt, Kontakt zu einer fernen Gottheit herzustellen.
Und gleichzeitig drängt er sich nicht auf. Bleibt unbemerkt. Und wird von den einen so, von anderen anders wahrgenommen und gedeutet.
Irgendwie erinnert mich das Thema an Mutter Theresa.