Das Umfeld machts
In ihrem Buch »The Spirit Level« weisen Wilkinson und Pickett darauf hin, dass die Chancengleichheit in einer Gesellschaft nicht mit dem Schulsystem oder im Kindergarten beginnt, sondern schon sehr viel mit dem häuslichen Umfeld eines Kleinkindes zu tun hat:
Social inequalities in early childhood development are entrenched long before the start of formal education. We know a lot now about the importance of the early years for later development – learning begins at birth an the first few years of life are a critical period for brain development. This early learning can be enhanced or inhibited by the environment in which a child grows up. […]
Essential for early learning is a stimulating social environment. Babies and young children need to be in caring, responsive environments. They need to be talked to, loved and interacted with. They need opportunities to play, talk and explore their world, and they need to be encouraged within safe limits, rather than restricted in their activities or punished. All of these things are harder for parents and other care-givers to provide when they are poor, or stressed, or unsupported.
Richard Wilkinson and Kate Pickett, The Spirit Level – Why Equality is Better for Everyone, 110-111.
Mir erscheint das im zweiten Abschnitt gesagte besonders wichtig. Säuglinge und Kleinkinder entwickeln sich am Besten in einem liebevollen Umfeld, das ihnen die Möglichkeit gibt zu spielen und die Welt zu erkunden. Welche Rolle Sprache in diesem Prozess spielt, und wie sich Sprache im familiären Raum als Übereinkunft von Symbolen entwickelt, habe ich erst kürzlich mit einer Freundin thematisiert.
Die Betonung der Liebe und der Möglichkeiten gefällt mir besonders. Wie die Autoren bin auch ich davon überzeugt, dass Förderung mehr mit Hinwendung, Einlassen und Ermöglichen zu tun hat, als mit Regeln und klaren Aufgaben. In diesem Sinne finde ich es spannend über Freiheiten und Möglichkeiten nachzudenken, die es Eltern aller Milieus ermöglicht sich auf ihre Kinder einzulassen, und ihnen eine liebevolles Umfeld zu schaffen, in dem sie sich entwickeln können.
Danke für Deinen Post. Interessanterweise mußte ich darüber nachdenken, daß es beim Thema „Jüngerschaft“ anfangs zwar ähnlich aber schnell anders wird, wenn man den Punkt der Behütung und Liebe anschaut. Denn wir haben es ja über Jahrhunderte hinweg gut geschafft, Nachfolger Jesu oder gar werdende Theologen von der Außenwelt zu isolieren und in Watte zu packen, was aber (man siehe u.a. die „Reveal“-Studie von Willow) gar nicht förderlich ist, nicht für Jüngerschaft und noch weniger für tatsächliche Leiterschaft. Beides bewährt sich nur in der Praxis, die echten, rauhen Leben.
Eltern, die ihr Kind mit Liebe erziehen, schaffen es i.d.R. intuitiv, daß sich das Kind nach und nach abnabelt und selbständig wird (so zumindest mein Eindruck). In den meisten Gemeinden dagegen funktioniert gerade dieser Abnabelungs- und Selbständigkeitsprozeß aber unglücklicherweise nicht. Da mal genauer drüber nachdenken, scheint mir einer der wichtigen Dinge zu sein (zu dem ich bislang auch nicht die klare Antwort habe; Ansätze vielleicht). Was meinst Du?
Viele Grüße,
Philipp
[…] Level« etwas über die Bedeutung des Umfeldes auf die Entwicklung von Kindern gelesen, und hier auch darüber geschrieben. Unser Bestreben ist es, unseren Kinder ein liebevolles Umfeld zu ermöglichen, indem sie sich […]