Eine agnostische Lesart

Zur Zeit wird im Zusammenhang mit Christsein hin und wieder der Begriff »Agnostizismus« gebraucht. Manche sehen darin klare Gegensätze, andere hingegen denken in Richtung eines agnostischen Christseins. Im Wissen der unterschiedlichen Ausprägungen dessen was unter dem Begriff verstanden werden kann, möchte ich in diesem Eintrag in die Richtung eines agnostischen Christseins denken.

Der Begriff »Agnostizismus« wurde von einem Zoologen Namens Huxley geprägt. Er hatte ihn von einem griechischen Wort abgeleitet, das mit »nicht wissen« übersetzt werden kann. Das Lexikon Philosophischer Grundbegriffe der Theologie spricht davon, dass Agnostizismus eine „Sammelbezeichnung für religiöse und philosophische Lehren [ist], die zwar die Erkennbarkeit transempirischer Realitäten leugnen, nicht aber, wie etwa der Atheismus, deren Existenz bestreiten.“ (Seite 18)

Möchte man in der angesprochenen Richtung weiter denken, erweisen sich die erkenntnistheoretischen Überlegungen Kants als hilfreich:

Das Wissen von einem Gegenstand kann nach Kant immer nur das Wissen darum sein, wie uns ein Gegenstand als Erscheinung gegeben ist, niemals aber ein Wissen vom Gegenstand selbst. Die Leugnung der Erkennbarkeit der Dinge an sich und damit der Wirklichkeit schließt für Kant jedoch nicht deren Nichtexistenz ein.

Quelle: Artikel zu Agnostizismus von Matthias J. Fritsch im Lexikon Philosophischer Grundbegriffe der Theologie (Freiburg: Herder, 2003), Seite 18.

Hier treffen sich meine Gedanken bezüglich Gott und die Gedanken von Kant. Meiner Ansicht nach können wir von Gott nur im Nachklang dessen sprechen, wo wir meinen ihn erfahren oder wahrgenommen zu haben. Die Deutungsansätze speisen sich aus dem, wie Menschen vor uns von Gott gesprochen haben. Es ist nicht möglich Gott zu beweisen, oder sich seiner Existenz völlig sicher zu sein. Das Vertrauen in die mögliche Existenz Gottes, speist sich aus dem was als Offenbarung gedeutet wird, bleibt jedoch immer eine Hoffnung.

Aus meiner Sicht hat eine dekonstruktivistische Theologie die Türen zu solchem Denken weiter geöffnet, und viele von uns ermutigt durch sie zu gehen. Mit dieser Hoffnung leben wir mit Gott, wenn es ihn gibt, und gestalten unser Leben, wie es unseren Deutungen seiner Idee am nächsten kommt. Gleichzeitig grenzen wir Menschen mit Zweifeln und erheblichen Fragen nicht per Definition aus, und sind bereit von Menschen mit anderen Deutungsansätzen zu lernen, mit ihnen in einen ehrlichen Dialog zu treten. Natürlich reden wir dann leiser, erscheinen weniger überzeugt, haben weniger Antworten und mehr Fragen. Eine solche Lesart des Christentums erscheint mir dennoch sehr sinnvoll.

11 Reaktionen

  1. Moin,
    ich glaube ich würde diesen Ansatz erstmal phänomenlogisch nennen. Nur wie schonmal gebloggt, so ganz ohne die Idee von Gewißheit und Wahrheit kommt auch das Christentum nicht aus.

  2. Denke auch, dass wir nie ganz ohne Gewissheit und Wahrheit auskommen, die Frage, die sich mir stellt, ist jedoch auf der einen Seite wie fest ist diese Gewissheit und auf der anderen Seite worauf baut sie? Aus diesen Gründen finde ich eine solche Lesart anregend.

  3. Hallo Daniel,
    diese Gewissheit basiert auf der Heiligen Schrift – was uns von dort offenbart wird, duerfen wir im Glauben demuetig annehmen, ohne dabei Zweifler „wegzustossen“. Jesus ging ja auch immer sehr liebevoll mit aufrichtigen Zweiflern um, allerdings nicht mit Heuchlern.
    Das, was unsere Gewissheit befestigt, ist die Wirkung des Heiligen Geistes. Es heisst ja, der Glaube kommt vom Hoeren des Wortes, d.h. der Heilige Geist bedient sich der Heiligen Schrift, um den Glauben in uns zu wecken.
    Wenn man so will, gibt einem der Heilige Geist das „Gefuehl“ der Gewissheit.
    Ein „Dialog“ setzt ja auch eine eigene Position aus. Wenn man Agnost ist, hat man dann ueberhaupt eine eigenen Position ueber „wer Gott ist“, ausser, dass man keine Position haben kann? (oder gar darf?). Was hiesse dann Dialog – einfach zu sagen: „Ja, es kann sein, dass Du recht hast, ich weiss es aber nicht.“
    Ich wuerde Dir aber insofern zustimmen, als wenn man der Heiligen Schrift nicht mehr vertrauen kann, es dann unmoeglich wird, ein klares Bild zu bekommen von dem, wer Gott ist.
    Wenn man davon ausgeht, dass Gott unser Schoepfer ist, darf man auch unterstellen, dass er uns hinreichende Erkenntniswerkzeuge wie die durch den Glauben erleuchtete Vernunft gegeben hat. Also, Gott, wenn es ihn denn gibt, und wenn er uns erschaffen hat, und wenn er mit uns kommunizieren wollte, wird vermutlich auch sichergestellt haben, dass die Menschen in der Lage sein werden, Ihn zu verstehen, wenn er redet. D.h. anders als Kant meint, kann man auch das „Ding an sich“ erkennen, bzw. hinreichend gut von unseren Eindruecken davon auf das „Ding an sich“ zu schliessen.
    Diese Dinge muss man freilich (bewusst oder unbewusst) unterstellen, wenn man an Offenbarung durch die Heilige Schrift glaubt. Nur, diese Annahmen machen auch durchaus Sinn, im Rahmen des christlichen Glaubens. Das sind quasi alles Grundannahmen, die man „mit glaubt“, wenn man sich entscheidet, an das Wort Gottes als Offenbarungsquelle zu glauben.

    Kant hin oder her: Die Frage ist: hat Gott sich in der Heiligen Schrift offenbart oder nicht? Daran wird sich vieles weitere entscheiden.

  4. Danke für deinen ausführlichen Kommentar. An der Offenbarung Gottes durch die Bibel finde ich interessant, dass in der Bibel ein vielschichtiges „Bild“ von Gott gezeichnet wird. Dies bestätigt für mich, dass „Gott an sich“ nicht (vollkommen) erkannt werden kann, und alles was wir über Gott aussagen, wie du treffend sagst, auf unseren Grundannahmen basiert und Interpretation ist.

  5. @Daniel. Hmmm, die Frage ist: was ist Deine praktische Schlussfolgerung aus der These, wir sollten einen „agnostischen“ Zugang zur Bibel haben?

    Die verschiedenen Bilder Gottes in der Bibel sind ja kein Widerspruch, sondern ergaenzen sich zu einem Gesamtbild. Gott hat verschiedene Charakterzuege. Diese sollten wir versuchen, kennenzulernen.

    Dass wir Gott nicht umfassend erkennen koennen, liegt einfach daran, dass Gott unendlich ist, und wir klein und begrenzt.
    In dem Masse, in dem Gott aber beschlossen hat, sich uns zu offenbaren, koennen wir Ihn erkennen. Oder siehst Du das anders?

    Begrenzende Faktoren sind u.a.: die Suende (denn die benebelt unsere Sinne). Und mangelndes Studium der Heiligen Schrift.
    Erkenntnis Gottes gibt es ja durch den Heiligen Geist. D.h. wir sollten versuchen, den Heiligen Geist nicht zu betrueben.

    Agnostizismus hiesse ja: man kann Gott gar nicht erkennen. Das ginge meines Erachtens viel zu weit.

    (Sonst koenntest Du den Agnostizismus ja auch auf jede andere Erkenntnisquelle anwenden: Vernunft, Empirie, Intuition, etc. – wir wuessten am Ende gar nichts).

    In Johannes 17, 3 sagt Jesus ja: „Und das ist das ewige Leben, dass sie dich KENNEN, den einzigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus“. D.h. Jesus geht nicht vom Agnostizismus aus, sondern dass wir Gott erkennen koennen.

    In Psalm 25 heisst es ja: er weist Suendern den Weg; denen, die ihn fuerchten, offenbart er sich.

    Jeremia 24,7: Ich will ihnen ein Herz geben, dass sie mich KENNEN sollen.

    Da steht also nicht: Ich will ihnen ein Herz geben, mit dem sie mich kennen KOENNTEN, denn leider wissen sie ja nicht, ob ihre Grundannahmen wahr sind; sie wissen ja nicht, ob ihre Vernunft genuegend vertrauenswuerdig ist, ueberhaupt rational verstehen zu koennen, was geschrieben wurde etc…

    Nein, die Bibel macht das nicht so kompliziert wie wir.

    Wenn man sich zu sehr auf den Menschen und seine Erkenntnisfaehigkeit, bzw. den Prozess des Erkennens fokussiert, kann man sich schnell verlieren in ein „Schwarzes Loch“, bzw. sich in Labyrinthen verirren.
    Besser ist, man fokussiert sich auf Gott und denkt sich: WENN Gott existiert, und mit uns kommunizieren wollte, dann konnte er das auch genuegend klar tun, u.a. durch die Heilige Schrift.

    Man kann natuerlich alle „Common Sense“ Grundannnahmen in Frage stellen, aber das fuehrt letztlich nicht weiter. Der Dekonstruktivismus muss ja, wenn er konsequent ist, sich schliesslich auch selber dekonstruieren und widerlegt sich damit ja selbst.

    Also ganz praktisch: wenn wir Gott mehr erkennen wollen, sollten wir unsere Zeit mit der Heiligen Schrift, in der Anbetung, und im Gebet ausweiten. Wenn wir denken, wir haetten Gott nicht genuegend erkannt, beten wir einfach zu Gott um mehr Offenbarung, um den „Geist der Weisheit und des Verstandes“ etc. (Epheser 1, 15-23) und dass wir die Liebe Gottes noch mehr erkennen koennen (Eph 3, 19 etc.).

    Okay, Gottes Segen bei der Suche nach Gott ! :-)

  6. Wenn wir, wie du vorschlägst annehmen, dass die „Bilder“ die in der Bibel von Gott gezeichnet werden einander ergänzen, so ergibt sich dennoch ein sehr breites Bild, das einige Brüche und Ungereimtheiten aufweist. Das ist meiner Ansicht nach kein Problem, widerspricht aber vielen Gottesbildern, die vorgeben sehr genau zu wissen wovon sie sprechen.

    Wie bereits oben erwähnt bestreite ich nicht, dass Gott sich offenbart. Meiner Ansicht nach ist jedoch genau dort Vorsicht geboten, wo wir sehr genau zu wissen glauben, wie Gott ist, und wie er zu verstehen ist.

  7. Hallo Daniel,
    die Bibel geht aber davon aus, dass wir (durch Studium, und mit Hilfe des Heiligen Geistes) hinreichend gut Gott und die biblische „Doktrin“ erkennen koennen.
    „Der Heilige Geist wird Euch in alle Wahrheit fuehren“, (Joh 14, 26 und Joh 16,13).
    Also, fuer den „praktischen Gebrauch“ reicht unsere Erkenntnis Gottes.

    Frage: wenn Du bei jemandem siehst, dass er nicht nach dem Willen Gottes lebt, ermahnst Du ihn dann (in Liebe), oder sagst Du Dir selbst: „Hmmm, weil ich selber nicht so genau weiss, ob die Bibel dies wirklich sagt, ermahne ich ihn nicht“.

    Zweite Frage: wenn Du bei jemandem eine Lehre siehst, die nicht biblisch ist, korrigierst Du ihn dann (in Liebe)? Oder sagst Du: „Weil sowieso keiner wissen kann, was Gottes Wille ist, waere es arrogant, die andere Person zu korrigieren“ ?

    Wenn Du die Bibel liest, wirst Du merken, dass die biblischen Autoren diese uebertriebene Skepsis nicht hatten. Sie haben kraeftige Ermahnungen ausgesprochen. Sie gingen irgendwie dreisterweise davon aus, dass die Leute auch verstanden, was gemeint war.

    Die Urkirche (ca. 80-150 n.Chr.) hatte z.B. die sogenannte „Didache“ (Gemeindeordnung inklusive disziplinaerer Weisungen). Da wurden u.a. Grundwahrheiten des christlichen Glaubens festgehalten. Und es gab disziplinaere Massregeln bei Nichteinhalten. Haettest Du, falls Du damals gelebt haettest, versucht, die Didache zu verhindern, weil es zu „arrogant“ sei, zu unterstellen, man koenne wissen, was Gottes Wille sei?

    Ein puritanischer Autor, Richard Baxter, sagte (sinngemaess): „Es ist gut, wenn man sich als neuer Glaeubiger fernhaelt von Streitfragen, die nicht den Kern des Glaubens betreffen. Aber es gibt Irrlehrer, die wollen diese „Zurueckhaltung“ auch ausweiten auf die Kernfragen des christlichen Glaubens“.

    Ich meine: es ist demut, wenn man anderen Menschen gegenueber nicht allzu fest beharrt auf seiner Meinung bei strittigen Fragen. Aber es ist wiederum Hochmut gegenueber Gott, wenn man sagt: das, was in der Bibel steht, will ich nicht befolgen, denn ich sage: wir koennen ja ohnehin nicht so genau erkennen, was Gottes Wille ist.

    Christoph Morgner (eheml. Vorsitzender des Gnadauer Gemeinschaftsverbundes) hat gesagt: man sollte unterscheiden zwischen BEkenntnisfragen, und ERkenntnisfragen. Bei BEkenntnisfragen duerfen wir keine Kompromisse machen. Dies betrifft u.a. das apostolische Glaubensbekenntnis.
    Bei ERkenntnisfragen, z.B. was das genaue Ausmass der Geistesgaben angeht, etc., darf man anderer Meinung sein, und dies auch sagen, aber den anderen doch mit seiner Meinung als Bruder stehen lassen.

    Fazit: ich mache mir ein bischen Sorgen, dass Du Deinen Ansatz der „Agnostik“ unberechtigterweise ausweitest auf Grundfragen des christlichen Glaubens, und damit viel zu weit gehst, und anderen Christen damit keinen Dienst erweist.
    Natuerlich ist der Mensch begrenzt, und kann irren, aber das soll man nicht auch noch zum normativen Prinzip erheben. Sonst legst Du Deine Axt an die Wurzel des Christentums, dann wird naemlich die ganze Heilige Schrift auf einen Schlag unverbindlich. Was tust Du, um diese (vielleicht nicht beabsichtigste) Nebenwirkung zu vermeiden?

    Aber vielleicht irre ich mich ja.

    Wie stehst Du denn zu den einzelnen Punkten des apostolischen Glaubensbekenntnisses? Kann man diese Punkte genau genug aus der Bibel ableiten bzw. diese Wahrheiten erkennen, oder zweifelst Du diese auch an? Bzw. welche dieser Aussagen findest Du fraglich?

    Ich glaube an Gott,
    den Vater, den Allmächtigen,
    den Schöpfer des Himmels und der Erde.

    Und an Jesus Christus,
    seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
    empfangen durch den Heiligen Geist,
    geboren von der Jungfrau Maria,
    gelitten unter Pontius Pilatus,
    gekreuzigt, gestorben und begraben,
    hinabgestiegen in das Reich des Todes,
    am dritten Tage auferstanden von den Toten,
    aufgefahren in den Himmel;
    er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
    von dort wird er kommen,
    zu richten die Lebenden und die Toten.

    Ich glaube an den Heiligen Geist,
    die heilige katholische (evangelisch: christliche[1]) Kirche,
    Gemeinschaft der Heiligen,
    Vergebung der Sünden,
    Auferstehung der Toten
    und das ewige Leben.
    Amen.

    (Das Glaubensbekenntnis war ja so eine Art Minimalkonsens; was mich interessiert, ist ob Du diesen „Minimalkonsens“ auch in Frage stellst).

    Oder Artikel 1 des Heidelberger Katechismus:

    Frage 1: Was ist dein einiger Trost im Leben und im Sterben?

    Antwort: Daß ich mit Leib und Seele, beides, im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines getreuen Heilands Jesu Christi eigen bin, der mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkömmlich bezahlet und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöset hat und also bewahret, daß ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja auch mir alles zu meiner Seligkeit dienen muß. Darum er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens versichert und ihm forthin zu leben von Herzen willig und bereit macht.

    Ist das auch „zu arrogant“ bzw. angemasstes Wissen ?

    Oder weiter, die Aussagen des Heidelberger Katechismus im Abschnitt „von Gott dem Sohn“, wo es um die Natur Gottes (des Sohnes), im naechsten Abschnitt um die Natur des Heiligen Geistes geht.
    http://www.confessio.de/cms/website.php?id=/bekenntnisse/protestantisch/heidelberger/teil2.html#sohn

    Frage 15: Was müssen wir denn für einen Mittler und Erlöser suchen?

    Einen solchen, der ein wahrer und gerechter Mensch und doch stärker denn alle Kreaturen, das ist, zugleich wahrer Gott sei.

    Frage 16: Warum muß er ein wahrer und gerechter Mensch sein?

    Darum, daß die Gerechtigkeit Gottes erfordert daß die menschliche Natur, die gesündigt hat, für die Sünde bezahle; aber einer, der selber ein Sünder wäre, nicht könnte für andere bezahlen.

    Frage 17: Warum muß er zugleich wahrer Gott sein?

    Auf daß er aus Kraft seiner Gottheit die Last des Zornes Gottes an seiner Menschheit ertragen und uns die Gerechtigkeit und das Leben erwerben und wiedergeben möchte.

    Frage 18: Wer ist aber derselbe Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, gerechter Mensch ist?

    Unser Herr Jesus Christus, der uns zur vollkommenen Erlösung und Gerechtigkeit geschenkt ist.

    Frage 19: Woher weißt du das?

    Aus dem heiligen Evangelium, welches Gott selbst anfänglich im Paradies hat geoffenbart; folgends durch die heiligen Erzväter und Propheten lassen verkündigen und durch die Opfer und andere Zeremonien des Gesetzes vorgebildet; endlich aber durch seinen eingeliebten Sohn erfüllt.

    Frage 20: Werden denn alle Menschen wiederum durch Christus selig, wie sie durch Adam sind verloren worden?

    Nein; sondern allein diejenigen, die durch wahren Glauben ihm werden eingeleibt und alle seine Wohltaten annehmen.

    Frage 21: Was ist wahrer Glaube?

    Es ist nicht allein eine gewisse Erkenntnis, dadurch ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort hat geoffenbart, sondern auch ein herzliches Vertrauen, welches der Heilige Geist durch das Evangelium in mir wirkt, daß nicht allein andern, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit von Gott geschenkt sei, aus lauter Gnaden, allein um des Verdienstes Christi willen.

    Welche der Aussagen ueber die Natur Gottes in diesen Abschnitten sind denn aus Deiner Sicht strittig, oder wo haette man „vorsichtiger“ sein sollen, weil man es aus der Bibel so genau nicht wissen koenne?

    Okay, naechstes Mal kuerzer… :-) Gesegneten Sonntag noch.

  8. Ui, danke für deinen langen Kommentar. Jetzt ist nur die Frage, wie und wann ich deine Fragen beantworten soll ;) – sagen kann ich auf jeden Fall, dass ich das so genannte apostolische Glaubensbekenntnis ebenfalls als Minimalkonsens ansehe und spreche. Vielleicht ist einer der interessantesten Aspekte dessen, wie die Worte gefüllt werden, die hier stehen, und die wir ab und an sprechen.

  9. Hallo Daniel,
    Sorry, mein Beitrag war in der Tat etwas lang. Lass einfach den zweiten Teil weg (welche Aspekte des Katechismus Du „zweifelhaft“ findest.)
    Trotzdem wuerde es mich interessieren, wie Du meine anderen Fragen beantworten wuerdest.
    Dein Ansatz des „Agnostizismus“ stellt quasi alles bisherige (Tradition der Schriftauslegung etc.) in Frage. Das macht zunaechst den Eindruck, als faendest Du „kritisches Denken“ gut. Allerdings habe ich momentan nicht den Eindruck, als wuerdest Du dieses kritische Denken auch fuer Deinen eigenen Ansatz zulassen – oder irre ich mich? (D.h. darf man Deine „Christliche Agnostizik“ in Frage stellen?)

  10. […] Dekker darüber gesprochen zu haben, finde ich die Worte sehr interessant. Im Anschluss an den Eintrag zur Möglichkeit einer agnostischen oder phänomenologischen Lesart des Christentum…, finde ich den Text hier sehr […]

  11. (auch wenn diese Diskussion schon einige Wochen alt ist…)

    ich kann den von Dir beschriebenen „agnostischen“ Ansatz des Christseins gut nachvollziehen und grade durch den Bezug auf Kant auch Dein Anliegen verstehen. Kants Idee war es ja falsch-fundiertem Dogmatismus die Stirn zu bieten – ohne in Skeptizismus zu verfallen; und das hat Kant mit Verweis auf die Grenzen der Vernunft getan (was mich heute 230 Jahre später noch fasziniert.)
    Eine „agnostische Lesart des Christentums“ eignet sich m.E. dementsprechend aber nur für Menschen, die in irgendeiner Weise dogmatisch verankert sind, d.h. die eine Grundüberzeugung über Gott, Jesus, das Christentum etc. haben und die eingeladen werden, ihre Überzeugungen zu hinterfragen.
    Diese Menschen befinden sich nach meiner persönlichen Erfahrung in unserer Gesellschaft aber mittlerweile in der Minderheit. Stattdessen gibt es immer mehr Menschen, die alles und gleichzeitig nichts glauben; für die es Gott vielleicht irgendwie, irgendwo schon geben kann – oder eben auch nicht. Menschen, die aus ihrem Atheismus kein Glaubensbekenntnis mehr machen, die sich auch auf keine Diskussion mehr über ihren Glauben oder Nicht-Glauben einlassen… und diese Menschen werden durch eine agnostische Lesart das Christentum, oder Gott ,oder Jesus leider auch nicht kennenlernen, sondern einfach in ihrem „Indifferentismus“ bleiben.

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