Erster Rückblick auf das #ef10

Das Emergent Forum 2010 ist seit Sonntag wieder Geschichte. Ich spüre die Auswirkungen noch in meinen Knochen, und möchte – wie viele andere – einen ersten Rückblick wagen.

Dieses Jahr hatten wir uns ja die Suche nach einem dritten Weg als Thema gewählt. Für uns bedeutete das, aus unfruchtbaren, lähmenden Gegensätzen herauszufinden, und die Energie der Gegensätze zu nutzen, um aus der Verbindung ihrer Stärken neue Wege zu entdecken. In der Synergie unterschiedlicher Positionen sehen wir eine gute Möglichkeit Wege zu finden, die nicht ausschließt, sondern einladen, Wege auf denen wir weitergehen können, die nicht ein für alle mal entdeckt werden, sondern sich immer wieder neu erschließen und weiter entwickelt werden. In diesem Sinne wollten wir – das Vorbereitungsteam des Forums – kreative und mutmachende Gespräche über Auftrag und Gestalt der Kirche für morgen ermöglichen. Wir entschieden uns methodisch für die Konzentration auf sechs Themenräume, die für sich sprechen sollten, in denen jedoch auch Veranstaltungen stattfinden konnten, die die Suche nach dritten Wegen unterstützen.

Die Räume

Ich beginne meinen Rückblick mit den Räumen. Die Idee der Räume, die selbst kommunizieren und ihre Besucher zur Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema einluden gefiel mir sehr gut. Als Kurator des Raumes, der sich mit Möglichkeiten in Beziehung zu Gott zu leben, und gleichzeitig seine Fremdheit und Andersartigkeit zu respektieren, entwickelte ich einige Stationsideen. Über das Blog lud ich dazu ein Veranstaltungen anzubieten, worauf sich Yotin meldete, der eine Experimentier-Werkstatt Meditation anbot. Diese eröffnete am Samstag den Raum. Aus meiner Sicht war dies eine wunderbare Eröffnungsveranstaltung des Raumes. Yotin begleitete mit seiner ruhigen und einfühlsamen Art die Anwesenden in unterschiedlichen Meditationsübungen.

Emergent Forum 2010

Mir blieb auf der einen Seite der Gedanke hängen, dass Meditation darin besteht genau eine Sache zu machen. Diese Konzentration führte zu einer starken Ruhe im Raum – vielleicht auch nur in mir, die mir sehr gut tat, und mir Kraft und Ausrichtung gab. Selbst gegenwärtig zu sein, sich nur mit einer Sache zu beschäftigen, und auf diese Weise zur Ruhe zu finden, wurde zu einer starken Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin, und die ich wieder bewusster mit in meinen Alltag nehmen möchte. Yotin meinte auch, dass wir auf dem Weg gegenwärtig zu sein, evtl. auch Gottes Geschenk der Gegenwart wahrnehmen können.

Für meinen Raum hatten sich auch noch Arne und Henni bereit erklärt eine Veranstaltung vorzubereiten. Die beiden regten unser Denken an. Arne ging der Spannung zwischen Gott als einem „nackten Gott“ und einem „verschleierten“ Gott nach. Einige Zeilen dazu finden sich hier im Blog des Raumes. Henni machte sich mit uns auf einen Weg zwischen Erleben und Erfahrung, und eröffnete einige Denkräume bezüglich der Bedeutung von Begriffen, die wir im Zusammenhang mit religiösen Erfahrungen gebrauchen. Auch von ihm gibt es hier ein paar Gedanken. Zum Abschluss des Raumes bot ich noch eine Gesprächsrunde an. Die Teilnahme an den Veranstaltungen war sehr gut. Zum einen kamen eine ganze Reihe Interessierter, die dann jedoch nicht nur zuhören wollten, sondern das Angebot des Mitwirkens gerne annahmen und sich einbrachten.

Die Stationen im Raum gerieten über den Veranstaltung leider etwas in Vergessenheit. Soweit ich es beobachtet habe, wurde lediglich eine Station – die Station der Wahrnehmung – ab und an genutzt. Das lag meiner Ansicht nach jedoch vor allem daran, dass auf klein ausgedruckten Texten liegende Lupen das Interesse derer weckten, die direkt an der Station vorbei gingen. Die Idee der kommunizieren Räume wurde, und so schien es nicht nur in meinem Raum zu sein, durch die zahlreichen Angebote etwas unter zu gehen. Sollte man diese Idee für eine weitere Veranstaltung wieder aufnehmen wollen, so möchte ich mir merken, dass dann möglichst keine oder zumindest weniger Veranstaltungen in den Räumen stattfinden sollten, oder wie es in einem Raum gemacht wurde, die Veranstaltungen zur Beschäftigung mit den Stationen des Raumes einladen.


Die, in diesem Eintrag verwendete, Skizze stammt aus der Feder von Maze, der seine Erfahrungen des Samstags in Skizzen packte, die er am Samstag Abend allen Anwesenden, im Rahmen eines Rückblicks, präsentierte. Alle Skizzen können hier auf flickr angesehen werden.

4 Reaktionen

  1. Ich habe mir auch meine Gedanken über die Themenräume gemacht. Lee und ich hatten bei der Konzeption darauf geachtet, einen Raum zu gestalten, der selbsterklärend ist, eine Installation gewissermaßen – einen Raum, der verschiedene Sinne anspricht, zum Mitgestalten wie auch Kommentieren einlädt, und so offen ist, dass man auf unterschiedlichen Levels an Intensität einsteigen kann. Dazu ein Workshopangebot, das wir zwei- bis dreifach wiederholt anbieten wollten, um Flexibilität zu gewährleisten für die Tagesgestaltung der Teilnehmenden. Wie viel haben die Menschen aus dem Raum nun mitgenommen? Dass gar nicht so viel mitgeTAN oder kommentiert wurde bei uns, mag verschiedene Gründe haben (Da fände ich auch interessant, von den anderen Kuratoren zu hören, wie sie das interpretieren bzw. welche Erfahrung sie hatten). Grundsätzlich fand ich die Methode „Themenräume“ klasse, glaube aber, dass der Focus doch stark auf den Veranstaltungen lag. Wobei die natürlich unbedingt ihre Berechtigung haben und ja auch zu vielfältigen guten Gesprächen geführt haben. Also, ich sehe das ähnlich wie du. Wenn man will, dass die Räume nicht nur Veranstaltungsort oder schmückendes Beiwerk sind, muss man ihnen dann vielleicht auch eine exklusive Zeit einräumen, in der keine Veranstaltungen stattfinden? Wobei, da bin ich nicht sicher, ob das notwendig ist. Aber die Beziehung von Themenräumen und Veranstaltungen zu den Themen nochmal genau anzugucken, fände ich wirklich gut.

  2. Bei unserem Raum ging es uns nach meinem Empfinden sehr ähnlich, durch die Impulse und die Gespräche war so gut wie keine Zeit mehr, um die Stations-Angebote zu nutzen, was dementsprechend ausfiel. Die Gespräche waren weit länger als geplant, dadurch und durch die Intensität, mit der sie geführt wurden, schließe ich auch, dass dafür ein großer Bedarf da war. Von daher find ich das ganz gut, wie es gelaufen ist.

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