höllisch
In meinem Feed-Reader (Reeder) gibt es Blogs, deren Einträge ich allen anderen vorziehe. In zwei davon wurde heute (erneut) ein Thema aufgegriffen, das mich ebenfalls bewegt. Peter Aschoff und Kester Brewin greifen, auf ihre je unterschiedliche Art, die Reaktionen auf die Pressemitteilung zu Rob Bells neuem Buch auf.
Ironischerweise lautet der Titel des Buches »Love Wins«. In einigen Äusserungen von Kritikern ist von Liebe recht wenig zu spüren. Bisher haben nur recht wenige das Buch gelesen – wahrscheinlich niemand von denen, die es nun zerreissen und den Autor verdammen. Sie stützen sich auf dieses Video und auf den begleitenden Text des Verlags.
In Anlehnung an Rob Bell argumentiert Peter grundsätzlich von den Annahmen über Gott her. Die verurteilende Haltung der Kritiker folgt, so wie ich Peter verstehe, aus deren Gottesbild:
»Gottes primäre Eigenschaft ist für sie die Heiligkeit. Heiligkeit zerfällt dann für sie in die zwei (konträren) Charakteristika von Zorn und Liebe. Man ist hier an die Dialektik von Gesetz und Evangelium erinnert, nur dass es eben Gottesattribute sind und keine Wirkweisen der Schrift. Und dieser Dualismus zieht sich nun ausgehend vom Gottesbild durch die ganze Heilslehre, daher eine streng symmetrisch gedachte doppelte Prädestination, in der die Verwerfung und ewige Qual eines Teils – möglicherweise des Großteils – der Menschheit als ein Akt erscheint, durch den Gott seine Heiligkeit erweist und seine Ehre mehrt. Daher auch das Insistieren auf der Vorstellung ewiger Höllenqualen – sie sind in dieser Logik eben auch nötig um der Ehre Gottes Willen.«
Kester beschäftigt sich gerade mit Empathie. Ausgehend von einem Vortrag von Jeremy Rifkin zu Empathie, in dem dieser davon sprach, dass es im Himmel keine Empathie mehr gebe, denkt Kester über das Konstrukt »Himmel« nach. Die zornigen und verachtenden Reaktionen auf die Pressemeldung deuten für Kester auf einen Himmel hin, der von einigen Rechtgläubigen bevölkert wird, die auf die „Verlorenen“ hinunterschauen und ihnen zurufen: »Siehste, ich hab’s dir doch gesagt!« Der Himmel wäre demnach ein Ort, an dem Menschen wohnen, denen jede Empathie fehlt, und die überheblich auf andere herabsehen.
Ich erwähne das nicht, um einen amerikanischen Konflikt zu importieren, sondern weil ich in den angesprochenen Punkten wichtige Themen sehe, denen wir nachgehen sollten. Für mich steht die emergente Bewegung vor allem dafür, grundsätzliche Fragen zu thematisieren. Neben Experimenten und Erfahrungen, sind meiner Ansicht nach Auseinandersetzungen mit der Frage nach Gottesbildern und Vorstellungen der Zukunft, sehr wichtig. Denn, wie wir an diesem (hässlichen) Beispiel sehen, haben diese Annahmen Auswirkungen auf das wie wir leben und uns gegenüber anderen verhalten.
ich bin ebenfalls auf die deutschen reaktionen gespannt. vor allem auf die aus dem fundamentalen lager. ich freue mich auf das buch und den (hoffentlich) frischen input zu der thematik.
mich haben die äusserungen von bell in dem video nicht überrascht. nach allem was ich von ihm gelesen und gehört hatte, ging ich davon aus, dass seine gedanken in eine richtung gehen, wie sie in dem video und der pressemitteilung geäußert werden.
die reaktionen sind ziemlich berechenbar, auch wenn eine positive überraschung auf jeden fall schön wäre.
[…] das aktuelle Buch von Rob Bell durchgelesen. Das Buch hatte schon vor seinem Erscheinen für Furore gesorgt, da er als amerikanischer Vorbild-Pastor, einige alt vertraute und daher bequeme Gedanken […]