Fische essen

Einige Gedanken aus dem Buch »Tiere Essen« von Jonathan Safran Foer tauchen immer wieder in meinem Kopf auf. So auch seine Ausführungen zu Fischen.

Red Fish Tsukiji Fish Market Tokyo

Fische zu essen erfreut sich momentan einer hohen Beliebtheit. Beim letzten Arztbesuch mit meiner Tochter wurde sie gefragt ob sie auch regelmäßig Fisch isst. Diese Frage wurde mit dem Hinweis auf die Bedeutung des Fisches für eine ausgewogene und gesunde Ernährung begründet. Neben diesem Argument ist es natürlich auch sehr schick Fisch zu essen.

Mir stellt sich allerdings die Frage, ob es gerechtfertigt ist mit unseren Erkenntnissen über die positiven Auswirkungen des Fischkonsums auf unsere Gesundheit und unseren Vorstellungen von Lifestyle und Genuss, das Leiden so vieler Tiere zu rechtfertigen.

Foer führt aus, dass die meisten Methoden der Fischerei den Fischen unglaubliches Leid zufügen. Das Fangen mit der Langleine lässt die Tiere tagelang mit schweren Verletzungen im Mundbereich an den Haken hängen. Falls sie nicht zuvor zu leichter Beute ihrer natürlichen Jäger werden, landen sie schließlich in den Verarbeitungsbetrieben. In Schleppnetzen werden die Fische stundenlang über Korallenriffe und Steine gezogen und verletzt. Zu den schweren Verletzungen kommen in beiden Fällen noch schwere Verletzungen. Wird ein Fisch dann noch lebendig aus dem Wasser gezogen, findet er sich auf Eis wieder. Er, der eigentlich unter Wasser atmet, ringt nach Luft, das Sterben wird durch das Eis jedoch noch verlangsamt. In vielen Fällen werden den Fischen dann noch während sie Leben die Kiemen aufgeschnitten. Die Bilder die mir durch diese Beschreibungen vor Augen kommen lassen mich erschaudern.

Die Menge der Fische, die auf diese Weise versehentlich gefangen wird, ist ebenfalls nicht zu verachten. Das Fischen mit Schleppnetzen vergleicht Foer mit Brandrodung, ganze Meeresbereiche werden kurzerhand leergefischt. Die vielen Fische, die man eigentlich gar nicht fangen wollte, leiden und werden später schwer verletzt oder Tod wieder ins Wasser geworfen. Die normale Population gerät durcheinander.

Können vielleicht Aquakulturen eine Alternative darstellen? In den meisten Fällen handelt es sich hierbei jedoch auch um Massentierhaltung mit den bekannten Folgen. Gnadenlos beengter Lebensraum und damit einhergehender Verschmutzung des Wassers. Auf Grund der Wasserverschmutzung vermehren sich die Schädlinge überdurchschnittlich. Diese fügen beispielsweise den Lachsen starke Schmerzen zu während sie sich in deren Köpfe fressen. Der Einsatz von Medikamenten und anderen Chemikalien wird unausweichlich.

Während ich so über das Essen von Fischen nachdenke kommt mir ein Ansatz von Zizek in den Kopf. Er geht davon aus, dass wir zuerst einen Extremzustand benötigen um die Notwendigkeit einer Revolution zu erkennen. Meiner Ansicht nach ist im Bereich der Massentierhaltung und dem enormen Konsum von Tieren ein Extrem erreicht. Wir brauchen eine Revolution. Aus meiner Sicht ist das Leiden nicht gerechtfertigt und wir sind herausgefordert uns auf die pflanzlichen Alternativen zu konzentrieren.


Das Foto stammt von hitthatswitch und wird hier entsprechend der Creative Commons Lizenz (by-nc-sa) verwendet.

3 Reaktionen

  1. Hallo Daniel,
    ich lese dein Blog jetzt seit einigen Monaten und muss sagen, dass ich die Mischung der Themen persönlich sehr ansprechend finde und mich in vielem wiederfinde. (Spannweite von N.T. Wright über Nachhaltigkeit, Philosophie bis IT – Themen.) Bzgl. „Tiere essen“: den Leid-Aspekt von Tieren habe ich bisher meist auf ein übersensibles „mir tut es Leid dass das Tier sterben muss, damit wir es essen können“ reduziert, weil sich die Massentierhaltungsaspekte meinem Wissen und Vorstellung entziehen. Insofern danke für die erhellenden Details aus „Tiere Essen“. (Ich ernähre mich im Übrigen recht unproblematisch seit knapp zwei Jahren vegan – bisher aus ökolgischen und gesundheitlichen Gründen – wobei ich als größte Herausforderung die soziale Isolation beim Essen empfinde.) Interessant fände ich, welche Konsequenzen du praktisch ziehen würdest.
    Gruß, Kilian

  2. […] meinen letzten Eintrag “Fische essen” bekam ich eine E-Mail von Karola mit einem Link zu einem Artikel im Greenpeace Magazin. James […]

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