Slutwalk
Heute finden in vielen deutschen Städten so genannte „Slutwalks“ statt. Auf zeit.de las ich eben ein kurzes Interview mit Anne Wizorek, der Organisatorin des Slutwalks in Berlin.
Wir gehen aber nicht auf die Straße, weil wir unbedingt tiefe Ausschnitte tragen wollen, wir gehen auf die Straße, weil wir, selbst wenn wir tiefe Ausschnitte tragen, nicht doof angemacht werden wollen, und erst recht nicht die Schuld an sexuellen Übergriffen zugewiesen bekommen wollen. Die Gesellschaft lehrt immer noch: Lass dich nicht vergewaltigen, anstatt: Vergewaltige nicht! Das ist falsch.
Soweit ich das sehen kann, handelt es sich beim Anliegen der Slutwalks um einen Bereich, wertschätzender Umgang der Menschen untereinander, der sich dringend in unserer Gesellschaft ändern sollte. Wider den expliziten und impliziten Sexismus.
Ich glaube das es ohne Frage sein sollte die Schuld sexueller Gewalt nicht bei denn Betroffenen zu suchen oder sollte ich sagen nicht Schwerpunkt mäßig. Erst heute Abend war ich im Kino und auf dem Weg dort hin sind mir so einige Frauen begegnet, die mit ihrem Ausschnitt und ihrem Minirock oder ihren Hotpants so einiges zeigten. Da fällt es mir persönlich schon schwer eine ordentliche Konversation zu führen. Weil auch ich nur ein man bin und Weibliche sexuelle Reize mich nicht kalt lassen. Ich denke, dass es Frauen mit manch männlicher Bekleidung ähnlich ergeht!? Ist meine Freiheit auch die Freiheit der anderen und inwieweit darf ich von meiner Freiheit gebrauch machen. Diese Frage sollte man trotz aller bis jetzt Negativ gedachten in die Richtung Kleidung an Frauen doch noch stellen dürfen oder sollen.
Hallo Björn,
ehrlich gesagt glaube ich: Nein, man sollte diese Frage nicht stellen. Beziehungsweise nicht diese Agitation verwenden. Denn dahinter steckt eine perfide Logik.
Stelle das Ganze doch mal zur Veranschaulichung in einen anderen Zusammenhang: Da wird ein Christ in Berlin verprügelt und das Gericht sagt: „Er hätte ja nicht so offen sein Kreuz um den Hals tragen müssen – selbst schuld, wenn er die anderen so provoziert.“
Würdest du diese Argumentation gutheißen? Sicher nicht. Wir würden uns ziemlich aufregen über solches Unrecht. Jeder muss doch das volle Recht haben, seine religiösen Symbole zu tragen, ohne verprügelt zu werden! (Gilt natürlich auch andersrum: Wer einen Moslem verprügelt, der darf genausowenig so argumentieren.)
Natürlich sind Religionsfreiheit und das Recht auf sexy Kleidung qualitativ etwas Unterschiedliches ;-) Aber du erkennst sicher das ganz ähnliche Argumentationsmuster, nicht?
Beste Grüße,
Rolf
Hallo Rolf,
Ich versuche auf das was du geschrieben hast einzugehen und da wir beide uns wahrscheinlich auf dem Emergent Forum sehen können wir uns ja auf einen Kaffe treffen.
Da es doch recht schwierig ist schriftlich miteinander über ein Thema zu Diskutieren, finde ich?!
Ich verstehe was du ausdrücken möchtest, bin aber nicht deiner Meinung und sehe die von mir gestellte Frage nicht als Agitation (ich musste erst einmal nachschauen was das heißt). Ich hätte vielleicht denn Hintergrund der Frage mehr herausarbeiten sollen.
Ich denke das Opfer Sexueller Gewalt niemals die Schuld an der ihr angetanen Gewalt tragen, das steht außer frage. Und ich empfinde das Rechtssystem (ich kenne nur das Deutsche in diesem Zusammenhang) für vollkommen falsch das sich mehr um die Problem des Täters kümmert als um das Opfer. Soviel knapp zum eigentlichen Thema.
Ich denke auf der anderen Seite aber auch das Frauen, Männer aber auch oft Provozieren Sie anzumachen (damit meine ich keine Sexuelle Belästigung) und das passiert recht oft wohl auch sehr plump. Und darüber wird sich dann wieder beschwert im Sinne von „wir Frauen werden Sexuell belästigt“. Ich denke das sich viele Frauen aber auch nicht wundern müssen wenn Sie mit Hotpants und knappem Oberteil rumrennen so von Männern behandelt zu werden.
Hier hinkt auch der vergleich für mich von Religiösen Symbol und Sexy Kleidung, was du ja auch selber schreibst. Das Religiöse Symbol spricht eine Meinung an das exzessive zeigen von Haut die Sexualität. Das eine ist eine Meinung die anerzogen oder selbst gebildet wurde. Der Sexuelle Reiz ist etwas was jeder Mensch in sich trägt da er Biologisch verankert ist.
Was ich selber meine und meine Umwelt wahrnimmt sind immer zwei paar Schuhe. Ich sollte mir aber auch darüber bewusst sein was ich Provozieren möchte und was nicht. Im fall der Sexualität Provoziere ich immer da sich dem kein Mensch entziehen kann. Man kann es vielleicht kontrollieren aber nicht verändern, das ist bei einer Meinung anders.
Jetzt bin ich auch nicht der Meinung das Frauen sich nicht Hübsch machen dürfen aber es gibt glaube ich einen unterschied zwischen Hübsch und Nutig (ich weis das ist ein Hartes und Politisch unkorrektes Wort) und darüber sollte man sich mal unterhalten.
Ich hoffe es ist deutlich geworden was ich meine?
Liebe Grüße Rolf und cool das du auf meinen Beitrag geantwortet hast und dir deinen Teil nicht nur gedacht hast!
Liebe Grüße,
Björn
Vielen Dank für eure Kommentare. Soweit ich das sehen kann, teile ich eher die Ansicht von Rolf.
Aus meiner Perspektive liegt die Verantwortung hier stärker bei uns Männern. Die Aussage aus dem Zitat oben »Vergewaltige nicht!« würde ich noch etwas weiter ziehen und sagen »Betrachte mich nicht als Objekt der Begierde!« Hier sehe ich den meisten Handlungsbedarf, denn diese Gedanken, die dann dazu führen anzunehmen man sei im Recht eine Frau plump anzumachen, sexuell zu belästigen o.ä. geht meiner Ansicht nach darauf zurück, dass wir die Person als Objekt betrachten. Nicht mehr die Person selbst als Gegenüber, sondern reduziert als Projektsionsfläche der Fantasie.
In der Art des Protestes und mancher Kleidung halte ich es mit Peter, der einen guten Artikel unter der Überschrift »Anstößig oder anständig« geschrieben hat.
Schön das man hier Diskutieren kann und nicht kämpfen. Danke für deinen Blog Daniel Ehniss!
Auf jeden Fall. Danke für deine Kommentare Björn.