Liebe ist ein Verb
Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir damals zu Verben „Tun-Wort“ gesagt. Im sechsten Kapitel des Buches „Insurrection“ geht es Peter Rollins meines Erachtens genau darum. Das Leben der Auferstehung ist geprägt vom Tun der Liebe, auch und gerade angesichts der hässlichen Fratze die wir in unserem Leben zu sehen bekommen.
Wie bereits in meinem letzten Artikel zu diesem Buch geschrieben, geht es Rollins um das Ausleben er Auferstehung. So schreibt er auch hier, dass wir auf die Frage „Glaubst du an Gott?“ am Besten antworten sollten: „Das erfährst du von meinen Freunden, nein noch besser, frage bei meinen Feinden nach.“
„Die Liebe sagte: Ich bin Gott.“ ist seine bewusste Verdrehung der Aussage „Gott ist Liebe.“ Und so liest sich das sechste Kapitel als engagiertes Plädoyer für gelebte Liebe. Die Auferstehung gibt uns die Möglichkeit liebend zu leben. Sie verführt uns nicht zur Weltflucht, sondern lässt uns das Leben annehmen. Wir tauchen in diese Welt ein, leben in ihr. In einem menschlichen/humanem Leben sind wir Gott ähnlich, wir verkörpern ihn. Er ist gegenwärtig wenn wir liebend leben.
Diese Gegenwart versteht er mit Bonhoeffer als ein Leben mit Gott, als gäbe es Gott nicht. Hier bleibt sich Rollins treu, und spricht von einem religionslosen Christentum. Die Rettungsdecke „Gott“ wird im liebenden Tun nicht ausgerollt. Vielmehr handelt es sich um ein „Tun-Wort“, lieben. Liebe kann man nicht sehen, aber sie verändert alles was wir sehen / wie wir es sehen. Gott steht auch nicht mit einem fertigen Drehbuch hinter den Kulissen uns sieht zu ob wir die uns zugedachte Rolle ausfüllen, sondern wir sind eingeladen unser Leben nach bestem Wissen und Gewissen in dieser Welt zu leben:
In Ressurection life we find the courage to face up to this terrifying freedom, we grow the muscles needed to bear its weight, and we discover the compassion required to act. In this new mode of life, we find the conviction required to fully assume responsibility for our fleeting, fragile existence. We are unchained from the shackles that would bind us to some divine script already written and instead experience destiny as something wie participate in through a full and loving embrace of the world.
Quelle: Peter Rollins, Insurrection, Seite 136.