Frei sein

Heute nahm ich endlich das aktuelle Buch von Ina Praetorius zur Hand. Unter dem Titel »Immer wieder Anfang« sammelt Ina darin Texte zum geburtlichen Denken. Aus dem ersten Kapitel zitiere ich Gedanken zum frei sein in Bezogenheit, die sie in Anlehnung an Hannah Arendt formuliert:

„Menschen sind als Geborene unaufhebbar eingebunden ins »Bezugsgewebe menschlicher Angelegenheiten«. Deshalb ist menschliches Dasein und Handeln nur als bezogenes, seinerseits Beziehung stiftendes Dasein und Handeln zu verstehen. Menschen können Neues in die Welt setzen, so wie Mütter Kinder in die Welt setzen, die es vorher noch nicht gegeben hat. Was aber aus diesen Handlungen und diesen Kindern wird, das können sie nicht entscheiden oder planen. Denn jedes Kind, jede Handlung trifft unausweichlich auf ein Netz schon vorhandener ANDERER, von ihm verschiedener Menschen und Handlungen, die das Neue aufgreifen oder fallen lassen, weiterführen oder verwandeln.“

Quelle: Ina Praetorius, Immer wieder Anfang, Seite 20.

Auf einen Satz zugespitzt hört sich frei sein folgendermaßen an:

„Frei zu sein bedeutet also nicht, sich von allen und allem möglichst unabhängig zu machen, sondern dass Menschen das Neue, das in die Welt kam, als sie geboren wurden, handelnd als einen neuen Anfang in das Spiel der Welt werfen.“

Quelle: Ina Praetorius, Immer wieder Anfang, Seite 20.

Die Art des geburtlichen Denkens von Ina Praetorius stellt eine sehr gute Alternative zum angenommenen Ideal des autonomen Selbst dar. Ina plädiert dafür uns alle als Anfängerinnen und Anfänger wahrzunehmen, die unser eigenes Neues in das Bezugsgewebe Welt einbringen, nie vollkommen unabhängig, sondern immer in Bezogenheit.

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