haben und lassen
Bei der Lektüre von „Gott 9.0“ kam ich, im Kapitel über die purpurne Bewusstseinsebene, eben an einer interessanten Gegenüberstellung vorbei.
Die Autoren beschreiben auf den Seiten 101ff. die Gesellschaft der purpurnen Bewusstseinsebene hinsichtlich ihrer spirituellen Ausrichtung. Dabei gehen sie auf Wahrsagerinnen, Wunderheiler, Schamanismus, Energie-Pyramiden, Heilsteine und Orakel ein.
»All das wird gerne als »mystisch« bezeichnet, ist aber magisch-animistisches Denken. PURPURNE Magie denkt beim Wünschen ausgesprochen materiell und unterscheidet sich damit klar von echter Mystik, deren Ziel es ist, sich selbst zu lassen, um zu Gott zu gelangen. Die Kurzformel zur Unterscheidung lautet daher: Magie will haben, Mystik will lassen.«
Quelle: Marion Küstenmacher, Tilmann Haberer und Werner Tiki Küstenmacher, Gott 9.0 – Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird, Seite 102.
Diese Gegenüberstellung fand ich sehr interessant. Aus meiner Sicht findet sich zwar in dem klar ausgedrückten Ziel »zu Gott zu gelangen« auch in gewisser Weise ein »haben-Aspekt«, denkt man diesen Aspekt im Sinne der Konzentration auf nur ein Sache, die Bereitschaft alles los zu lassen, und zur Ruhe zu kommen, dann finde ich etwas meiner Spiritualität in dieser Aussage wieder.
Ja, die Unterscheidung ist wohl im Prinzip richtig, wobei der Unterscheidungspunkt nicht so sehr haben und lassen ist, sondern das, was man jeweils haben bzw. lassen will: das Ich.
Der Punkt bei der Mystik ist der Ich-Verzicht, denn solange das Ich im Zentrum steht, ist da kein Platz für Gott. Der Magie geht es aber um das Ich (das etwas will und tun bzw. bewirken kann). Allerdings finde ich diese Abgrenzung der Küstenmachers auch ein wenig polemisch, denn soweit ich weiß, begreifen sich Leute, die „Magie“ machen, selbst nicht unbedingt als Mystiker_innen und sie lehnen ja das Konzept „Gott“ (im monotheistischen Sinne) auch meistens ab. Es geht ihnen um das Begreifen bzw. Beherrschen rein innerweltlicher Kräfte und Gesetzmäßigkeiten, nur eben um solche, die nicht „naturwissenschaftlich“ greifbar sind. Das heißt, sie beanspruchen gar nicht, ins Transzendente zu gehen. Von daher kann man sie auch nicht „entlarven“, indem man beweist, dass sie es nicht tun, das ist ein Zirkelschluss.
Ich hab vor längerem dazu mal eine Radiosendung gemacht, daher die Klugscheißerei :) – http://www.antjeschrupp.de/hexen-magier-und-druiden
Hallo Antje,
vielen Dank für Deinen Kommentar und die Ergänzungen. Ich stimme dir zu. Mir scheint es ginge den Autoren auch gar nicht so sehr ›um Leute die Magie machen‹, sondern eher um eine skizzenhafte Beschreibung/Anwendung des purpurnen Bewusstseinszustand – wohl auch mit »Christen« im Blick:
In diesen Aussagen kommt der Blick auf »Christen« deutlicher zum Ausdruck, und auch das »Ich« im Zentrum, auf das du aufmerksam gemacht hast, wird nochmals verdeutlicht.
Der überheblich wirkende Ton ist mir ebenfalls aufgefallen, momentan denke ich noch, dass er aus der Aufgabenstellung die »Spiral Dynamics« leicht verständlich darzulegen folgt …
Hi… ich stimme dem nicht zu, dass es in der Mystik immer darum geht, dass Ich aufzulösen oder aus dem Zentrum zu nehmen. Bei vielen Mystikern empfinde ich eher die Suche danach, wie Gott (100%) und „Ich“ (100%) Eins werden können. Beides ist gleichzeitig voll da.
Wo ordnest Du bzw wo ordnen die Autoren in diesem Schema dann christliche Wunderheilungen usw ein? Jesus ist teilweise extrem materiell in dem, was er für andere tut… Kann „haben wollen“ und „lassen wollen“ nicht nebeneinander gelebt werden?