Dialog, ein Zitat

»Der Sinn des Dialogs ist nicht, etwas zu analysieren, eine Auseinandersetzung zu gewinnen der Meinung auszutauschen. Das Ziel ist vielmehr, die eigenen Meinungen in der Schwebe zu halten und sie zu überprüfen, sich die Ansichten aller anderen Teilnehmer anzuhören, sie in der Schwebe zu halten und zu sehen, welchen Sinn sie haben. Wenn wir erkennen können, welchen Sinn all unseren Meinungen haben, teilen wir einen gemeinsamen Gedankeninhalt, selbst wenn wir nicht völlig übereinstimmen. Vielleicht stellt sich heraus, dass die Meinungen eigentlich gar nicht so furchtbar wichtig sind. Schließlich sind sie alle Annahmen. Und wenn wir in der Lage sind, alle Ansichten gleichermaßen zu betrachten, werden wir vielleicht fähig, uns auf kreative Weise in eine neue Richtung zu bewegen. Wir können einfach das Verständnis der verschiedenen Bedeutungen miteinander teilen. Und wenn wir das tun, zeigt sich vielleicht unangekündigt die Wahrheit — ohne dass wir sie gesucht hätten.

Wenn jeder hier in diesem Raum die Standpunkte aller in der Schwebe hält, tun wir alle dasselbe. Alle betrachten gemeinsam alle Standpunkte. Der Inhalt unseres Bewusstseins ist im Wesentlichen gleich. Dementsprechend wird eine andere Art des Bewusstseins in der Gruppe möglich, ein partizipierendes Bewusstsein. Das Bewusstsein ist stets partizipierend, aber hier wird es offen zugegeben, und so kann es diesen Weg ungehindert gehen. Alles kann sich frei zwischen uns bewegen. Jeder einzelne partizipiert, hat Teil an der Gesamtheit der Bedeutungen der Gruppe und beteiligt sich daran. Das können wir als wahren Dialog bezeichnen.«

Quelle: David Bohm, Der Dialog, Seiten 66-67.

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