Nachhaltigkeit

Im Augenblick wird Nachhaltigkeit oft umstandslos mit Effizienz zusammengedacht, obwohl beides miteinander nichts zu tun hat. Die Voraussetzung für einen nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen ist ihr sozialer Gebrauch, nicht die physikalisch mögliche Effizienz ihrer Nutzung. Je mehr Material oder Energie in einer expansiven Kultur verfügbar ist, desto mehr wird konsumiert – umgekehrt wird desto mehr Material oder Energie genutzt, je effizienter sie generiert werden. Ökonomen nennen das den ›Rebound-Effekt‹. Effizienzsteigerung gehört zum Industriekapitalismus wie Kapital und Arbeitskraft, sie ist eine Bedingung seines Funktionierens.

[…]

Eine Kultur, die nicht dem expansiven, sondern einem reduktiven Paradigma folgen würde, wäre an Effizienzsteigerung gar nicht interessiert: Sie würde nämlich darüber befinden, was sie für ihre Vorstellung von gutem Leben braucht, und danach ihren Mitteleinsatz bestimmen. Es könnte sogar sein, dass Ineffizienz für sie einen Wert darstellt – ›sinnlos‹ Zeit verbrauchen oder gehen statt gefahren werden zum Beispiel.«

Harald Welzer, Selbst Denken, 108.

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