Kontrolle und Kontrollverlust

Jede Verarbeitung personenbezogener Daten bedarf der persönlichen Einwilligung des Betroffenen. Auch das klingt gut. Nur funktioniert es in der Praxis nicht: Wir klicken ständig auf ellenlange Einwilligungserklärungen bei Apps oder Services, ohne sie zu lesen oder gar zu verstehen. Und würden wir sie begreifen, hätten wir trotzdem nur die Wahl, den Service im Ganzen zu benutzen oder eben nicht. Für Datenpuristen gibt es dann eben kein Facebook, kein Twitter, kein WhatsApp mehr. Derzeit werden wir granular erfasst, können aber nicht granular reagieren, sondern nur schwarz-weiß mit Zustimmung oder Ablehnung.

Praktisch jedes Datenrecht auf der Erde stützt sich auf die Idee der persönlichen Kontrolle der Daten. Nur sind wir gar nicht in der Lage, diese Kontrolle auszuüben. Auch weil wir leicht zu manipulieren sind: Versuche haben gezeigt, dass man Menschen nur suggerieren muss, sie hätten Kontrolle über ihre Daten, schon gehen sie noch viel freigiebiger mit ihnen um. So wie die Spieler von Las Vegas mit ihrem Geld.

Christoph Kucklick, Die granulare Gesellschaft, Seite 173.

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