Tolerieren
Im Blog von Eva Schulz sah ich mir kürzlich ihre 8 Podcast-Empfehlungen an, und fasste den Entschluss die Folge des On Being Podcast von Krista Tippett mit Alain de Botton anzuhören.
Anfang 2012 las ich sein Buch ›Religion for Atheists‹ das ich hier auch erwähnt hatte. In meiner Erinnerung finden sich zwei Gedanken dazu, auf der einen Seite ein Staunen über seine positive Sicht des Einflusses der Religion auf ›gelingendes Leben‹, und auf der anderen Seite die Skepsis gegenüber seiner Adaption von Ritualen der Religion. Beispielsweise die Aufnahme der Predigt und des Gottesdienstes, die ich wesentlichen kritischer sehe.
Ich fand das Buch und was ich seither von Alain de Botton lese sehr inspirierend, und wollte daher auf jeden Fall das Gespräch mit Krista Tippett hören. Aus dem insgesamt sehr kurzweiligen Podcast blieb mir ein Gedanke hängen, den ich hier aufgreifen möchte.
Relativ gegen Ende kommen die Beiden auf Toleranz zu sprechen. De Botton spricht von tolerieren, da es auch hier vor Allem um eine Handlung geht. Er versteht tolerieren darin einer anderen Person Raum zu geben, und ihre Meinung nicht zu diskreditieren und eben nicht zu versuchen Sie umzustimmen. Den Gedanken des Raum gebens finde ich enorm wichtig.
»Even though you don’t get what the other person is saying. Even though you don’t even like them, you make an effort to tolerate, in other words to make space for them, and don’t try and squash their opinions. What we’ll need to learn then, how can we live together with people, whose views we don’t actually like very much. That’s the far greater challenge. Without attempting to convert them, or dismissing them, and denying their right to exist parallel to us. It is really about the stranger. In Christianity there is a lot of time for the stranger. The stranger that you welcome into your home even though their beliefs may not be yours. Because wherever they come from they too were made by God. Now even if you don’t believe they were made by God, there is some very important message in there, it basically says we have a shared humanity even with people who don’t seem to tick the boxes that we put in place in terms of recognizing of what a good human is.«
Alain De Botton – A School of Life for Atheists. On Being, 10. Oktober 2013.
Mit allen Menschen teilen wir das Menschsein, und egal ob wir dieselbe Auffassung davon haben wie ›gutes Leben‹ aussieht, haben wir das selbe Recht zu leben. Leben ist dort möglich wo wir einander Raum geben, einander wahrnehmen, die Sichtweise unseres Gegenübers stehen lassen, und uns auf dialogische Weise begegnen.
Das liest sich schön weich, ist jedoch eine ziemliche Herausforderung. Da die Notwendigkeit einander Raum zu geben nicht nur für diejenigen gilt die wir kennen und mit denen wir einer Meinung sind, sondern gerade auch für jene, die eine andere Auffassung des Lebens haben, und die uns (vielleicht deshalb) fremd sind.
Hi Daniel,
das freut mich, dass du de Botton bei mir entdeckt hast – und ich so umgekehrt dein Blog entdecke ;) Schön ist es hier! Und nach allem, was ich hier kurz angelesen habe, glaube ich, dass du in den anderen „On Being“-Folgen noch viele weitere inspirierende Gedanken finden wirst. Pico Iyer kannte ich zum Beispiel noch gar nicht, aber das Gespräch mit ihm hat mich noch tagelang beschäftigt.
Viele liebe Grüße
Eva
Diese Gedanken beschäftigen mich öfter auf dem Fahrrad. Paragraph 1 der StVo sagt das zwar trockener aber im Sinn verwandt.