Über die Notwendigkeit von Alternativen
Alain Badiou sprach am 09.11. in der Universität von Kalifornien in Los Angeles über den Ausgang der US-Wahl und die politische Weltlage. Eine Aufzeichnung des Vortrages, sowohl als Video als auch in Textform findet sich hier. Mir erscheint seine Analyse stimmig und die von ihm vorgeschlagene Alternative empfinde ich als sehr sinnvoll.
Er spricht davon, dass die heutige Situation durch den Liberalismus geprägt ist, und demnach Privatbesitz und die Freie Marktwirtschaft das Geschick der Menschheit vorgibt. Ein Mensch ist demnach vor allem Bettler, Konsument, Eigentümer oder gar nichts. Dies ist das grundsätzliche Problem mit dem wir heute konfrontiert sind, und das den Nährboden für die gegenwärtige weltpolitische Lage darstellt.
In der Alternativlosigkeit zu dieser Vision sieht er das Hauptproblem. Auch wenn er deutliche Unterschiede zwischen Hillary Clinton und Donald J. Trump sieht, nimmt er die beiden in diesem Punkt als zu ähnlich wahr. Aus seiner Sicht wäre die Wahl Hillary Clintons wesentlich besser gewesen, da eine Vertretern des politischen Systems einem Faschisten immer vorzuziehen ist, aber gerade aus der Wahl Trumps leitet er eine Notwendigkeit zu Handeln ab.
«So the return to politics is by necessity the return of the existence of a real choice. So, finally, at the level of philosophical generalities, it’s the dialectical return to the real Two beyond the One, and we can propose some names for that sort of return.»
Es muss wieder eine Rückkehr zur Politik der tatsächlichen Entscheidung geben. Im weiteren Verlauf seines Vortrages entwirft er ein Szenario das zur Entwicklung einer wirklichen Alternative helfen kann. Anhand von vier Prinzipien skizziert er seine Alternative:
«The first point is that it’s not a necessity that the key of social organization lies in private property and monstrous inequalities.»
«The second point is that it’s not a necessity that workers will be separated between noble work, like intellectual creation, or direction, or government, and, on the other side, manual work and common material existence.»
«The third is that it’s not a necessity for human beings to be separated by national, racial, religious or sexual boundaries. The equality must exist across differences, and so difference is an obstacle to equality.»
«And the last principle is that it’s not a necessity that there exists a state, in the form of a separated and armoured power.»
Die vier Punkte können folgendermaßen zusammengefasst werden: Kollektivismus (oder Gemeingut) statt Privatbesitz, Generalisierung statt Spezialisierung in der Arbeitswelt, konkreter Universalismus statt geschlossener Identitäten und freie Zugehörigkeit statt geschlossener Staaten. Mit diesen vier Punkten im Hinterkopf lässt sich seiner Ansicht nach eine Alternative entwicklen und gleichzeitig hilft sie auch bei der Einordnung politischen Geschehens.