Überwindung der imperialen Lebensweise
Auf den Hinweis von Peter Aschoff sah ich mir heute Abend den Vortrag von Ulrich Brand zu Überwindung der imperialen Lebensweise von der Tagung „Gute Arbeit ohne Wachstum“ in der Evangelischen Akademie Tutzing an. Der Vortrag ist auf YouTube in zwei Teilen zu sehen: Teil 1, Teil 2. Teil 2 begann bei mir direkt am Ende von Teil 1.
Gemeinsam mit Markus Wissen schrieb Ulrich Brand das Buch Imperiale Lebensweise: Zur Ausbeutung von Mensch und Natur in Zeiten des globalen Kapitalismus auf das er sich in seinem Vortrag bezieht.
Die Imperiale Lebensweise charakterisiert er anhand von vier Grundmustern:
- Kapitalismus setzt Natur und Arbeitskraft systematisch in Wert
- Herrschaft durch Konsens, die Internalisierung des Wunsches
- Hierarchisierung der Gesellschaft, Klassenförmigkeit sichert sich über die Lebensweise ab, Statuskonsum als Abgrenzung
- Systematische Externalisierung der Folgen unserer Lebensweise
Das Problem einer sozialökologischen, nachhaltigen Perspektive ist, dass diese Vorstellungen des guten Lebens dominant sind. Die imperiale Lebensweise ist unglaublich tief in der Gesellschaft verankert. Fleisch und Fliegen können als statussichernde Orientierung wahrgenommen werden.
Es geht um Interessen und Macht, um staatliche Politik. Die meisten Regierungen machen Wettbewerbspolitik, Standortpolitik. Um die Frage der Umwelt oder Nachhaltigkeit geht es nur am Rand. Es handelt sich dabei um eine patriarchale Funktion, die Natur und der globale Süden soll beherrscht werden. Die imperiale Lebensweise wird verkörperlicht (Habitus).
Solidarische Lebensweise
Die Überwindung der imperialen Lebensweise bezeichnet er als solidarische Lebensweise.
- Gegen die falschen Alternativen argumentieren. Der Konsument/Die Konsumentin soll es richten. Die Technologie soll es richten (intelligent Wachsen). Technologische Innovation ist wichtig und es ist wichtig dass Menschen bewusst handeln, aber die Menschen wollen beides nicht. Es sind Strukturmuster die überwunden werden müssen. Das Strukturmuster ist nicht nur das böse Kapital, sondern es ist eine Erziehungslandschaft, die junge Menschen darauf trimmt mehr haben zu wollen, dieses Strukturmuster muss überwunden werden.
- Alternativen müssen gemeinsam entwickelt werden.
- Das oft unspektakuläre Aufkeimen von Alternativen würdigen. Viele wenden sich unspektakulär gegen die imperiale Lebensweise. Als Beispiele nennt er die Zunahme vegetarischer und veganer Ernährung, und dass in Wien mittlerweile die Hälfte der Haushalte kein Auto besitzt.
- Nicht nur das Dreieck Unternehmen, Staat, Konsumenten betrachten, sondern auch den Einfluss kollektiver Akteure wie Gewerkschaften und Verbände berücksichtigen.
Am Ende des Vortrags nennt er zwei Ansatzpunkte für die Überwindung der imperialen Lebensweise:
- Gibt es doch mehr Unbehagen in den Eliten? Finden sich emanzipatorische Initiativen in den Eliten?
- Lohnt es sich auf eine sozialmoralische Mehrheit zu setzen? Gibt es neben dem Merkelpol und dem AfD-Pol eine dritte sozialmoralische Mehrheit?
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