Pausieren oder ganz auswerfen?

Um in dieser lauten Welt Gehör zu finden, sollte die eigene Aussage laut und eindeutig sein. Am Besten so zugespitzt, dass kein Zweifel bleibt. Dieser Maxime folgen scheinbar auch Homeboy Sandman und Edan, die mit Never Use The Internet Again den Begleiterscheinungen von Facebook, der Abhängigkeit von Kartendiensten, Pornos im Internet, Onlinebestellungen, Musikvideos auf YouTube und Datingplattformen eine Absage erteilen.

Homeboy Sandman & Edan <a rel=#NeverUseTheInternetAgain" width="640" height="360" class="alignnone size-large wp-image-4807" srcset="https://danielehniss.de/wp-content/uploads/NeverUseTheInternetAgain-640x360.jpg 640w, https://danielehniss.de/wp-content/uploads/NeverUseTheInternetAgain-320x180.jpg 320w, https://danielehniss.de/wp-content/uploads/NeverUseTheInternetAgain-768x432.jpg 768w, https://danielehniss.de/wp-content/uploads/NeverUseTheInternetAgain.jpg 1280w" sizes="(max-width: 640px) 100vw, 640px" />Video zu Homeboy Sandman & Edan (YouTube)

Die unendlichen Möglichkeiten das Internet zu nutzen, werden mit einer Droge verglichen, die völlige Abstinenz notwendig macht. Und so erschleichen sich Homeboy Sandman und Edan im Video die Kontrolle über einen Laden, in den Menschen ihre Geräte zur Reparatur bringen, welche von den Beiden genüßlich zerstört werden.

Das zu viel an Informationen, Haschen nach Likes und die verbreitete Nutzung von Emoticons sprechen die Beginner in ihrem Track Spam auf Advanced Chemistry an. Eizi Eiz und Denyo haben ein Problem mit dem digitalen Leben und wollen nur noch wegrennen.

Retrogott greift das Thema in Offline mit etwas mehr Humor und zugleich realistischer auf. »We reserve the right to reject – We don’t waste time with toys« aus Ak-Shun von Special Ed wird von Hulk Hodn prominent platziert, und gibt dadurch die Richtung des Tracks vor. Die Richtung deute ich als bewusste Abstinenz, es wird keine komplette Abkehr propagiert oder völlige Überforderung eingestanden, sondern vielmehr die Bedeutung einer Begegnung bei einer Flasche Wein zelebriert. Das augenzwinkernde ›Keep it Steinzeit‹ am Ende unterstreicht diese Richtung noch.

Dadurch, dass im Internet so viele Aspekte des Lebens zusammenkommen, und die sozialen Medien das menschliche Bedürfnis wahrgenommen zu werden unterstützen, kann die Nutzung desselben eine Sogwirkung entwickeln. Meiner Ansicht nach begegnen wir dieser Sogwirkung jedoch nicht indem wir uns komplett abwenden, oder – wie ich gestern hörte – unseren Kindern den Zugang zu intelligenten Telefonen verweigern, sondern vielmehr indem wir wahrnehmen welche Dynamiken wirken, uns diesen stellen, und Strategien entwickeln gut damit zu leben. Zum Wahrnehmen der Dynamiken finde ich das Bildschirmzeit-Feature von iOS hilfreich, die Empfehlung von Johannes es auch zur Entwickeln von Strategien einzusetzen und beispielsweise manche Dienste zeitlich zu beschränken, will ich mir noch genauer ansehen. Um im Bild der Musik zu bleiben – besser öfters eine Pause einlegen, als das Medium auswerfen und davonrennen.

7 Reaktionen

  1. Generell gerade der heiße Scheiss, Artikel auf klickgeilen Publikationen zu veröffentlichen, die irgendwelche Datensparsamkeit predigen. Vermutlich sind wir zu alt für den Scheiß und hinterfragen zu viel. Oder die Kunden der Publikationen zu wenig. Aber hey, yolo

Reposts

  • winterhart immergrün

Reagiere darauf

*