Auf die Straße

Anlässlich des Schreibens der Schulleiterin einer Schule meiner Kinder, überlegte ich, was mich an dem Versuch stört, die Auseinandersetzung der Schüler*innen von der Straße in die Schule zurück zu holen. Und es scheinen mir zumindest zwei Aspekte zu sein, die ich hieran falsch finde:

1. Der Protest wird unsichtbar

Wenn Schüler*innen nicht mehr auf die Straße gehen um sich für eine bessere Klimapolitik einzusetzen, sondern sich ausschließlich, wie von manchen Lehrer*innen gewünscht, innerhalb der Schule damit beschäftigen, wird ihr Protest unsichtbar. Diejenigen, die sich auf Grund des zivilen Ungehorsams der Schüler*innen momentan überlegen müssen, wie sie sich dazu verhalten, können sich beruhigt zurücklehnen. Ist kein Protest sichtbar, scheint unser Einsatz für Klimaschutz ja auszureichen. Wir sind nicht mehr mit unseren Kompromissen und Ausflüchten konfrontiert, sondern können weiter die kleinsten Schritte feiern und uns auf der richtigen Seite sehen. Die Proteste der Schüler*innen fordern uns heraus, stellen uns in Frage, und geben uns die Wahl, uns mit den Streikenden zu solidarisieren oder eben nicht. Der Klimaprotest der Schüler*innen gehört also auf die Straße, er muss sichtbar und laut sein.

Fridays For Future: Demonstrationszug in Karlsruhe am 15.03.2019 (Foto: Tanvas) von Schüler*innenFridays For Future, Karlsruhe 15.03.2019, Foto: Tanvas

2. Der Protest verliert seine Dynamik

Wird der Protest der Schüler*innen in den Unterricht integriert verliert er seine Dynamik. Die Beschäftigung mit Klimaschutz verliert seinen existenziellen Charakter. Die Schüler*innen hören auf über ihr Engagement zu sprechen, suchen nicht nach Wegen ihr eigenes Leben zu verändern und hören auf nach Aspekten inkonsequenten Verhaltens gegenüber der Umwelt ausschau zu halten um diese anzuprangern. Die Dynamik des selbstverantworteten Protests endet mit dem Moment, in dem wir Erwachsenen versuchen ihn in unsere, vermeintlich vernünftigeren, Bahnen zu lenken. Der Klimaprotest muss weiterhin ein Feld des experimentierens von Schüler*innen sein, er braucht diese Dynamik um tatsächlich Veränderung hervorzubringen.

Die Klimaproteste der Schüler*innen gehören auf die Straße, sie sollen sichtbar bleiben und ihre Dynamik darf von Erwachsenen nicht gebremst werden. Gleichzeitig hilft der Aspekt des zivilen Ungehorsams, der sich im Schulstreik äußert, dabei den Anliegen der Schüler*innen öffentliches Interesse zu verschaffen, und fordert Schulleiter*innen, Lehrer*innen und Eltern heraus Stellung zu beziehen.

Welche Aspekte würdet ihr ergänzen?

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