Maja Göpel: Verbote können Menschen befreien
Über Kernfragen wie Haben wir denn genug? Werden wir genug teilen? Und wer ist eigentlich ›wir‹?, sprachen mit Maja Göpel für tazFUTURZWEI Peter Unfried und Harald Welzer, herausgekommen ist ein sehr lesenswertes Interview unter dem Titel Verbote können Menschen befreien.
Daraus zitiere ich zwei Abschnitte, die eher weit auseinander stehen, aber sehr gut zusammen passen:
Die Lebens- und Gesellschaftsform der patriarchal strukturierten Industrialisierung, die zuletzt tatsächlich einer großen Transformation unterlag, bäumt sich ein letztes Mal auf – immer größer bauen, mehr PS, stärkere Panzer, mein Land und Leben zuerst, jede Begrenzung überwinden. Dieser Rollback hat mehrere Facetten: bei Trump, Bolsonaro, aber auch einigen europäischen Figuren sollen Frauen wieder mehr ihrer »natürlichen« Rolle nachkommen, sich um Kinder kümmern, super aussehen, aber auf keinen Fall meinen, sie könnten jetzt hier groß mitreden, was in dieser Gesellschaft notwendig ist.
[…]
Ich finde absolut wichtig, uns ideologiebefreit über vernünftige Regeln des Produzierens und Konsumierens zu verständigen. Wir reden doch beim Steuersystem auch nicht davon, dass wir ein paar Anreize setzen müssten, dass die Leute vielleicht freiwillig Steuern zahlen. Gesellschaften sind immer mit Regeln strukturiert. Und jede Regel hat genau diese beiden Effekte: Es ist nie einfach einseitig ein Verbot, sondern es ist immer auch eine Entscheidung für etwas anderes. Ich finde es gut, wenn wir darauf verzichten, die Ökosysteme zu zerstören und gut leben können wir dabei allemal. Es ist doch inzwischen allzu sichtbar, dass diese Verbotsrhetorik fast immer nur aufgerufen wird, wenn es um Fragen des Konsums geht. Bei anderen Dingen ist die Verbotsfrage schnell im Raum – zum Beispiel, Demonstrationen in der Schulzeit zu untersagen.
Über das notwendige Umdenken, über das Maja Göpel in dem Interview spricht, hat sie ein Buch geschrieben, »The Great Mindshift: How a New Economic Paradigm and Sustainability Transformations go Hand in Hand«, das als Open Access Buch erschienen ist und sich kostenfrei über link.springer.com herunterladen lässt. Eine Zusammenfassung des Buchinhalts kann hier auf Deutsch gelesen werden.
2 Reaktionen
Likes